Alternativen zum fehlenden Arbeitszeugnis
“Vollständige Bewerbungsunterlagen bitte an... “ – vermutlich kennen auch Sie solche Formulierungen in Stellenanzeigen. Was aber, wenn man gar keine vollständigen Bewerbungen versenden kann, weil noch ein Arbeitszeugnis fehlt? Gar nicht erst bewerben oder lieber eine unvollständige Bewerbung einreichen? Dazu und zu möglichen Alternativen für das Arbeitszeugnis erfahren Sie in den nächsten Zeilen mehr.
Die Gründe, weshalb einem möglicherweise kein Arbeitszeugnis vorliegt, sind vielseitig. Als Selbstständige:r etwa kann man sich kaum selbst ein objektives Zeugnis ausstellen. Auch ist es schwierig, wenn man sich aus einer ungekündigten Stellung bewirbt: Schließlich möchte man keinen Verdacht erregen und dem aktuellen Arbeitgeber seinen beruflichen Veränderungswunsch mitteilen. Möglicherweise haben Sie zuletzt auch im Ausland gearbeitet, wo Arbeitszeugnisse im deutschen Stil nicht geläufig sind. Weitere Möglichkeiten, weshalb Sie vielleicht kein Arbeitszeugnis vorweisen können, sind:
- Man hat sich vom letzten Arbeitgeber nicht im Guten getrennt. Das Arbeitszeugnis würde nicht wohlwollend ausfallen.
- Der Arbeitgeber ist nachlässig. Obwohl man schon drei Mal nachgehakt hat, wurde das Ausstellen des Arbeitszeugnisses bislang versäumt.
- Man ist umgezogen und dabei sind die Unterlagen abhandengekommen.
- Der ehemalige Arbeitgeber ist insolvent gegangen.
- Der ehemalige Vorgesetzte, der für Ihr Arbeitszeugnis zuständig war, arbeitet selbst nicht mehr im Unternehmen.
Mögliche Alternativen zum Arbeitszeugnis
Auf eine Bewerbung verzichten, nur weil das Arbeitszeugnis fehlt, sollten Sie auf keinen Fall! Zum einen sind Personaler:innen und Recruiter:innen auch nur Menschen und wissen um die Vielfalt der oben genannten Gründe. Zum anderen kann eine Bewerbung auch ohne Arbeitszeugnis erfolgreich sein. Also nicht entmutigen lassen, wenn das Dokument fehlt. Es gibt einige Alternativen, auf die Sie anstelle eines Arbeitszeugnisses zurückgreifen können.
Wenn das Arbeitszeugnis fehlt, sollten Sie darauf achten, dass alle anderen wichtigen Dokumente der Bewerbung beiliegen. Besonders wichtig ist der Lebenslauf, der von Personalentscheider:innen meist am intensivsten studiert wird. Und genau dort können Sie die Alternativen zum Arbeitszeugnis aufführen:
Referenzen:
In anderen Ländern sind diese Gang und Gäbe. Geben Sie den Namen und die Kontaktdaten des Ansprechpartners / der Ansprechpartnerin eines ehemaligen Arbeitgebers direkt an der entsprechenden Stelle im Lebenslauf an. Wichtig ist, dass Sie diese Person vorher um ihr Einverständnis gebeten haben. Für Personalverantwortliche sind Referenzen attraktiv, weil sie eine:n direkte:n Ansprechparnter:in haben, über den/die sie nicht nur etwas zu Ihren bisherigen Leistungen erfahren können, sondern auch etwas über Sie als Mensch, Mitarbeiter:in, Kollege / Kollegin. Die soziale Komponente spielt hier ebenfalls mit rein.
Referenzen können Sie entweder direkt beim zugehörigen Lebenslaufeintrag ergänzen oder einen separaten Punkt anführen, unter dem Sie alle Referenzen auflisten.
Wichtig: Die Referenzen sollten nicht zu weit in der Vergangenheit liegen. Der/die genannte Ansprechpartner:in sollte sich noch gut an Sie erinnern können. Je mehr Referenzen Sie aufführen, desto vertrauenswürdiger erscheint Ihre Bewerbung.
Angaben zu den Aufgaben:
Als Alternative zum Arbeitszeugnis können Sie den jeweiligen Jobeintrag im Lebenslauf auch möglichst aussagekräftig gestalten. Führen Sie stichpunktartig Ihre Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Leistungen auf. Nennen Sie besondere Ergebnisse und Erfolge, die Sie erzielt haben. Skizzieren Sie Projekte, die Sie erfolgreich gemeistert haben. Das ist vor allem dann relevant, wenn die frühere oder aktuelle Stelle zum Profil der Stelle passt, auf die Sie sich bewerben. Sie müssen allerdings nicht für Ihr komplettes Arbeitsleben einen schriftlichen Beweis liefern.
Interne Leistungsbeurteilungen:
Vor allem wenn man sich gerade in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis befindet, will man keinen Verdacht erregen und den Arbeitgeber um ein Arbeitszeugnis bitten. Hier können bei der Bewerbung interne Leistungsbeurteilungen eine Alternative darstellen. Weil es sich hier um interne Dokumente handelt, sollten Sie diese jedoch nicht sofort mitliefern, sondern in der Bewerbung darauf hinweisen, dass Sie diese auf Wunsch gerne mitbringen, sofern Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden.
Arbeitsvertrag/Stellenprofil mitliefern:
Sofern Sie glauben, dass der potentielle neue Arbeitgeber Zweifel an ihrer aktuellen Anstellung haben könnte, können Sie Auszüge Ihres Arbeitsvertrages (allerdings ohne Konditionen... Sie wollen sich schließlich verbessern) oder Ihr Stellenprofil zu den Bewerbungsunterlagen packen. In der Regel ist das allerdings nicht nötig. Denn es ist weitgehend normal, dass man kein Arbeitszeugnis des aktuellen Arbeitgebers mitliefert, sofern man dort noch nicht gekündigt hat. Personalverantwortlichen ist diese Problematik durchaus bekannt.
Auf das fehlende Arbeitszeugnis hinweisen oder nicht?
Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Weist man darauf hin, könnte der/die Leser:in erst recht auf das Arbeitszeugnis aufmerksam werden. Übergeht man das fehlende Arbeitszeugnis, könnte er oder sie wiederum glauben, man möchte etwas verheimlichen. Hier obliegt es Ihnen, wie Sie damit umgehen möchten: Sie sind schließlich der/die Verfasser:in Ihrer Bewerbung.
Wenn Sie das Arbeitszeugnis nachreichen wollen, es aber noch nicht zur Hand haben, können Sie auf jeden Fall in der Bewerbung darauf hinweisen. Dazu können Sie entweder eine kurze Anmerkung an der entsprechenden Stelle im Lebenslauf machen oder Sie platzieren es im vorletzten Satz Ihres Anschreibens, ehe Sie auf Gehaltsvorstellungen und frühestmöglichen Eintrittstermin eingehen.
Auf jeden Fall sollten Sie die Chance auf eine spannende berufliche Entwicklung nicht versäumen, nur weil Ihnen ein Arbeitszeugnis fehlt. Bewerben Sie sich auf jeden Fall und lassen Sie sich nicht entmutigen. Sofern man Sie zum Job-Interview einlädt, haben Sie ohnehin die Möglichkeit, sich zu erklären und Ihre Kenntnisse, Verantwortlichkeiten und Erfolge hervorzuheben. Dann haben Sie ohnehin schon die erste Runde gemeistert und auch ohne vollständige Bewerbungsunterlagen die Arbeitgeberseite überzeugt.
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