Ist Nett-Sein immer Trumpf?
Im Leben trifft man die unterschiedlichsten Charaktere, mit denen man mal mehr, mal weniger gut kann. Auch im Berufsleben ist man nicht immer Teil eines “Traum-Teams”, in dem man menschlich mit allen anderen auf einer Wellenlänge ist, konstruktiv über Fehlverhalten spricht oder man offen anmerkt, wenn etwas nicht rund läuft. Die Taktik vieler ist es dann, immer nett und hilfsbereit zu wirken, um ja nicht als schlechte:r Kolleg:in dazustehen. Weshalb Ihnen dieses Verhalten schaden kann und wie Sie lernen, sich im Team zu behaupten, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Selbstbehauptung kurz erklärt
Nimmt man “Selbstbehauptung” wörtlich, so behaupten wir uns selber. Wir setzen uns also selbst das Haupt auf, wir be-haupten uns. Heißt: Wir und unsere Interessen sollen gehört, gesehen und verstanden werden, indem wir diese an den Kopf aller Interessen und Bedürfnisse stellen, die von anderen, etwa unseren Team-Mitgliedern, kommen. Behaupten wir uns, stellen unsere Anliegen also das Haupt des Ganzen dar.
Wie erreicht man es aber, dass die eigenen Interessen und Ansichten an den Kopf aller anderen gestellt werden? Natürlich fallen einem erstmal Strategien ein, die man bei sich selbst einführen kann (dazu später mehr), aber auch die Analyse des Umfelds gehört dazu. Treten Sie dafür innerlich aus der Situation heraus und fragen Sie sich: Was passiert hier gerade? Wer agiert wie? Machen Sie es sich zur Devise, das Treiben der Anderen zu durchschauen. Ein klassisches Beispiel ist etwa der Kollege, der einem zunächst für die tolle Projektarbeit von letzter Woche lobt und im selben Atemzug eine Bitte an uns hat, wofür er keine Zeit findet. Sie selber haben jedoch einen vollen Terminkalender und eine nicht minder gefüllte To-do-Liste. Sie können jedoch nicht Nein sagen, weil Ihr Kollege doch so nett war und Sie mit einem Kompliment bedacht hat. Nun sitzen Sie in der Nettigkeits- und Höflichkeitsfalle. Oder: Eine Kollegin kritisiert Sie öffentlich vor dem Rest des Teams. In den meisten Fällen hat sich die kritisierende Person lange überlegt, wie Sie Ihr Anliegen bestmöglich platzieren kann. Sie als Adressat:in haben aber nur wenige Sekunden, um darauf reagieren zu können. Für genau solche Situationen haben wir einige Tipps für Sie parat, damit Sie sich nicht mehr klein machen müssen und sich im Team behaupten können.
Unsere Tipps für Selbstbehauptung und -sicherheit
1. Wer sind Sie?
Auch wenn es auf dem ersten Blick wie eine etwas aus dem Kontext gegriffene Frage erscheinen mag, hat die Analyse der eigenen Persönlichkeit viel mit dem Umgang mit Selbstbehauptung zu tun. Gehen Sie in sich und stellen Sie Ihre Schwächen und Stärken heraus. Im nächsten Schritt versuchen Sie, Ihre Stärken bestmöglich zu nutzen, um auch im Job an Stärke zu gewinnen. Sind Sie ein Organisationstalent? Lassen Sie sich genau jene Aufgaben geben, mit denen Sie damit glänzen können. Sie können gut vermitteln? Fragen Sie an, ob Sie eine Mediatorstelle im Unternehmen schaffen können. Damit zeigen Sie sowohl Ihrem Team als auch der Geschäftsleitung, dass mit Ihnen zu rechnen ist und Sie Ihr Potenzial nicht klein halten möchten.
2. Suchen Sie das Gespräch
Kommen wir zu den eingangs beschriebenen Situationen zurück: Ihnen werden unliebsame Aufgaben wie selbstverständlich übertragen, weil man weiß, dass Sie natürlich Ja sagen werden oder Sie werden von einer geplanten Kritikäußerung überrascht, die Sie vor dem Rest des Teams bloßstellt. Zeigen Sie Stärke und suchen Sie in beiden Fällen das Gespräch. Im ersten Fall wägen Sie mit Ihrem Gegenüber ab, welche Aufgaben stattdessen auf ihn oder sie übertragen werden könnten oder ob die Aufgabe wirklich so dringend erledigt werden muss, wie es an Sie herangetragen wurde. Im zweiten Fall ist ein Vier-Augen-Gespräch sinnvoll. In einem Wissensguide zum Thema Feedback geben und nehmen haben wir bereits Strategien aufgezeigt, wie Sie in solchen Situationen agieren können.
3. Unbekanntes erkunden
Im ersten Tipp ist es bereits angeklungen: Schaffen Sie sich die Aufgabenfelder, in denen Sie aufgrund Ihrer Stärken brillieren können. Dies können oder sollen auch vielmehr Dinge sein, die Sie im Unternehmen noch nicht erkundet haben. Dinge zu tun, die außerhalb der eigenen Komfortzone liegen, stärken das eigene Selbstbewusstsein, das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit. Sie werden sehen, dass sich dies auch an Ihrer Außenwirkung spürbar sein wird. Denn wer selbstbewusst und -sicher durchs Leben geht, strahlt dies auch aus und immer mehr Personen werden merken, dass man mit Ihnen nicht mehr alles machen kann.
