Warum es sich lohnt, bekanntes Terrain zu verlassen
Eigentlich würden wir ja alle gerne, oder? Mehr Sport machen. Gesünder essen. Eine neue Fremdsprache lernen. In ein fernes Land reisen. Eine Weiterbildung starten. Die neue Kunstausstellung besuchen. Einen Kurs in der Volkshochschule belegen. Es gibt so viele Dinge, die wir gern machen würden. Und doch packen wir viel zu wenige davon an. Warum? Weil wir einen inneren Schweinehund besitzen. Und der geht nicht gern außerhalb seines Reviers namens Komfortzone spazieren. Dabei lohnt es sich, sein bekanntes Terrain zu verlassen. Nur dort erweitert man seinen Horizont – in Zeiten von lebenslangem Lernen sollten wir uns deshalb durchaus öfter rauswagen.
Doch wohin eigentlich?
Es gibt drei Zonen, in denen sich das Empfinden des Menschen bewegt.
Komfortzone
Die Komfortzone ist unsere Wohlfühlzone. Sie fühlt sich vertraut und sicher an. Uns gehen hier die Dinge leicht von der Hand, ohne dass wir viel über das, was wir tun, nachdenken müssen. Sie ist quasi unser Revier: Hier können wir uns frei bewegen, frei reden und agieren. Warum? Weil wir uns auskennen und in dieser Zone routiniert sind. Deshalb treten wir nur selten freiwillig aus ihr aus, meistens zwingen uns äußere Einflüsse dazu.
Lern- / Wachstumszone
Man wächst mit seinen Herausforderungen. Mit der Lernzone, auch Wachstumszone genannt, betreten wir neues Terrain. Wohin das führt, ist anfangs noch unklar. Deshalb ist der Schritt in die Lernphase immer von Unsicherheiten begleitet. Denn alles, was neu ist, weckt in uns gleichermaßen Anreiz und Angst. Wer nun mutig ist, kann nur gewinnen. Die Lernzone trägt dazu bei, dass wir uns weiterentwickeln: In ihr erlangen wir neue Fähigkeiten. Das trägt zu unserem persönlichen Wachstum bei. Und so werden wir gleich doppelt belohnt: Zum einen haben wir unsere Kompetenz erweitert, zum anderen wird unser Selbstwertgefühl gesteigert. Das Schöne ist: Mit jedem neuen Schritt weiten wir die Komfortzone aus. Die Suche nach einer neuen Challenge kann also schon bald wieder beginnen.
Panikzone
In die Panikzone geraten wir, wenn wir bei neuen Herausforderungen eine bestimmte Schwelle überschreiten und uns überfordert fühlen. Sie ist der Gegenspieler der Komfortzone. Wir fühlen uns in ihr extrem unsicher, geraten in Panik, fühlen uns der Aufgabe nicht gewachsen und tendieren zum Scheitern. Die Umgebung, in der wir uns bewegen, ist uns fremd, ebenso die Abläufe. Wir fühlen uns wie gelähmt. Tritt das Scheitern ein, nagt das an unserem Selbstvertrauen. Es vermindert unser Selbstwertgefühl und das wiederum schmälert unsere Komfortzone. Gelingt es uns aber die schwierige Situation zu meistern, tritt ein wahres Erfolgserlebnis ein.
Warum wir selten aus der Komfortzone austreten:
Sind wir ehrlich: Wir sind meistens zu bequem, etwas Neues auszuprobieren. Das würde nämlich mit ein bisschen Mühe und Aufwand einhergehen – und das ist viel anstrengender, als wenn wir uns weiterhin dem Gewohnten aussetzen. Hinzu kommt, dass wir ein bisschen Angst haben vor dem, was da auf uns zukommen mag. Angst schränkt den Aktionsradius ein. Unsicherheit ist normal. In uns nagen schließlich Zweifel: Wird sich der Aufwand lohnen? Wird es klappen oder werde ich scheitern?
Weshalb wir dennoch aus der Komfortzone raus müssen:
Wer rastet, der rostet. Träume und Ziele lassen sich nicht von der Couch aus realisieren. Natürlich ist es wichtig, seinen sicheren Hafen zu haben, in dem wir uns von Anstrengungen erholen können. Aber wer nicht regelmäßig aus der Komfortzone raus kommt, wird körperlich wie geistig träge. Ziel ist es, Unterforderung zu vermeiden. Der Schritt nach draußen ist wichtig, um dazuzulernen und Erfolg zu haben. Daran können wir charakterlich wachsen und Selbstvertrauen gewinnen. Das Verlassen der Komfortzone bedeutet letztendlich die Erweiterung der Komfortzone. Wir tasten uns Stück für Stück in neue Bereiche vor – das gehört zum lebenslangen Lernen dazu.
So geht’s aus der Komfortzone raus:
Der Weg aus der Komfortzone ist eigentlich leicht: Es hilft, sich das Worst-Case-Szenario ausmalen. Was kann einem im schlimmsten Fall passieren? Oft ist der worst Case halb so wild wie wir ihn uns vorstellen. Wenn wir dann das Best-Case-Szenario gegenüberstellen, ist der Reiz meistens stärker, sich auf das Neue einzulassen als es sein zu lassen. Fehlt dann noch der letzte Anstoß, kann man sich eine Bucket-Liste mit Wünschen erstellen: Dinge, die man mit 80 verwirklicht haben möchte. Und? Ja, um diese zu realisieren, müssen wir manchmal raus aus der Komfortzone. Den letzten Anstoß können uns übrigens auch andere geben: indem man aus der Herausforderung ein Projekt macht, in das wir andere einbeziehen. Das erzeugt positiven Druck: Einen Rückzieher können wir uns jetzt nämlich nicht mehr erlauben.