10 Möglichkeiten, sich gegen Mobbing zu wehren
Die Kollegen verstummen, sobald Sie die Büroküche betreten. Für wichtige Meetings erhalten Sie keine Einladung. Die Abteilung geht geschlossen zum Mittagessen, aber keiner fragt, ob Sie mitkommen. Versteckte Angriffe, subtile Intrigen und Sticheleien: All diese Situationen sind in deutschen Unternehmen gang und gäbe. Richten sich solche Handlungen gezielt gegen eine Person, dauern sie mindestens ein halbes Jahr an und finden mindestens einmal die Woche statt, spricht man von Mobbing: Einzelne Personen werden systematisch gedemütigt und ausgegrenzt.
Jeder kann zur Zielscheibe werden
Schätzungen zufolge sind rund 1,5 Millionen Beschäftigte in Deutschland Opfer von Mobbing. Und das ist oft Chefsache: Mehr als ein Drittel aller Mobbingfälle gehen vom Vorgesetzten aus. Die Betroffenen müssen sich nicht mal unbedingt etwas zu Schulden kommen lassen, um zur Zielscheibe zu werden.
Die Auswirkungen von Mobbing sind immens: Die enorme Stressbelastung beeinträchtigt Körper und Geist. So leiden Mobbingopfer häufig unter mangelnder Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Magen- und Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Essstörungen und Depressionen – oft können sie ihrer Tätigkeit nicht mehr nachgehen. Der volkswirtschaftliche Schaden, der in Deutschland jedes Jahr durch Mobbing entsteht, wird auf etwa 20 Milliarden Euro geschätzt. Ein Anti-Mobbing-Gesetz, wie etwa in Schweden, Spanien oder Frankreich, gibt es in Deutschland nicht. Es gibt aber Mittel und Wege, um gegen Mobbing vorzugehen.
Das können Sie gegen Mobbing tun:
1. Reagieren Sie so schnell wie möglich
Versuchen Sie nicht, die Sache auszusitzen und darauf zu warten, bis sich das Mobbing von alleine einstellt. Je länger Sie warten, umso schlechter stehen die Chancen, dass Sie den Mobber noch rechtzeitig stoppen können. Werden Sie also aktiv!
2. Raus aus der Opferrolle
Zunächst einmal: Handeln Sie! Lassen Sie sich nicht in die Opferrolle drängen. Bleiben Sie selbstbewusst und souverän. Sprechen Sie den Mobber auf sein Verhalten an, haken Sie bei den Kollegen nach, warum sie hinter Ihrem Rücken tuscheln. Mit Souveränität nehmen Sie dem Täter den Wind aus den Segeln – denn in Wirklichkeit hat er ein kleines Ego, dass er versucht zu pushen, indem er Sie fertig macht.
3. Suchen Sie sich Unterstützung
Verkriechen Sie sich nicht und kapseln Sie sich nicht ab. Mobbing zielt darauf ab, Ihr Selbstwertgefühl zu vernichten. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich Unterstützung bei unbeteiligten Kollegen, Freunden, ihrer Familie oder ihrem Partner suchen. Vertrauen Sie sich anderen an und lassen Sie nicht zu, dass jemand Ihr Ego killt.
4. Führen Sie Mobbing-Tagebuch
Dokumentieren Sie ausführlich jeden einzelnen Mobbing-Fall: Wer hat Sie wann gemobbt? Was hat er genau getan oder gesagt? Welche Zeugen waren anwesend? Sammeln Sie so viele Beweise wie möglich, falls am Ende alles nichts hilft und Sie rechtliche Schritte einleiten müssen.
5. Schalten Sie den Betriebs- oder Personalrat ein
Das Betriebsverfassungsgesetz ermöglicht es Ihnen, bei Mobbing den Betriebs- oder Personalrat hinzuziehen und Beschwerde einzureichen. Erkennt er an, dass der Mobber durch sein Handeln den Betriebsfrieden stört, kann er sogar die Entlassung des Arbeitnehmers verlangen. Der Betriebsrat kann selbst dann aktiv werden, wenn keine Beschwerde des Opfers vorliegt.
6. Nutzen Sie Ihr Beschwerderecht
Wenn Sie von Ihrem Beschwerderecht beim Arbeitgeber Gebrauch machen, muss dieser eingreifen: Er hat eine Fürsorgepflicht gegenüber den Arbeitnehmern. Er kann dem Mobber durch Ermahnung, Abmahnung, Versetzung oder Kündigung Einhalt gebieten. Allerdings entscheidet der Arbeitgeber, wann eine Beschwerde zulässig ist und wann nicht. Das ist der Haken – erst recht, wenn das Mobbing von einem Vorgesetzten ausgeht.
7. Suchen Sie sich einen Ausgleich nach Feierabend
Mobbing ist eine starke körperliche Belastung. Es ist deshalb wichtig, dass Sie sich einen Ausgleich nach Feierabend suchen. Im Idealfall treiben Sie Sport. Denn Stress baut man am besten durch Bewegung ab.
8. Nehmen Sie psychologische Beratung in Anspruch
Wenn die psychische Belastung durch Mobbing zu groß ist, scheuen Sie sich nicht davor, einen Psychologen aufzusuchen. Auch eine Mobbingberatungsstelle oder eine Selbsthilfegruppe können als Anlaufstelle dienen.
9. Leiten Sie rechtliche Schritte ein
Wenn alles nichts hilft – aber wirklich nur dann – sollten Sie einen Anwalt aufsuchen und rechtliche Schritte gegen den Mobber einleiten. Das Problem hierbei ist, dass die Beweislast beim Opfer liegt: Sie müssen also ausreichend Beweise liefern können, um etwas gegen den Mobber in der Hand zu haben. Sonst steht letztendlich Aussage gegen Aussage.
10. Fordern Sie den Mobber zur Unterlassung auf
Wenn Sie sich dazu entscheiden, juristisch gegen den Mobber vorzugehen, können Sie eine Unterlassungserklärung geltend machen und den Täter abmahnen. Das gilt vor allem dann, wenn beim Mobbing beleidigende oder rufschädigende Äußerungen eine Rolle spielen. Wenn gegen die Unterlassungserklärung verstoßen wird, kann das mit einer Vertragsstrafe geahndet werden.
Sie sehen also: Auch wenn die Situation als Mobbing-Opfer alles andere als einfach ist, gibt es Möglichkeiten sich zur Wehr zu setzen und dagegen vorzugehen. Wichtig ist, dass Sie das tun – am besten unmittelbar. Je souveräner Sie sich geben, umso schwerer machen Sie es dem Mobber und umso eher verliert er das Interesse, Sie zu demütigen und auszugrenzen.
Weiterführendes zum Thema: Betriebsklima, Konfliktmanagement am Arbeitsplatz