So setzen Sie sich zur Wehr
Vom Mitarbeiter zur Führungskraft: Von so einem Aufstieg träumen viele. Verläuft der Karriereweg dagegen in umgekehrte Richtung, ist das ein derber Schlag. Wenn aus dem Abteilungsleiter plötzlich ein Sachbearbeiter wird, die Aufgaben an Anspruch verlieren, der Verantwortungsbereich nach und nach geschmälert und man quasi auf dem Abstellgleis geparkt wird, spricht man von Degradierung im Job.
Das Problem dabei ist: Es kann jeden treffen. Es braucht nicht mal einen guten Grund dazu. Häufig verläuft der Prozess schleichend, so dass er nicht immer gleich wahrgenommen wird. Was aber tun, wenn am eigenen Stuhl gesägt wird? Müssen Sie sich das bieten lassen?
Ursachen für Degradierung sind vielseitig
Wird man in der Hierarchie im Unternehmen zurückgestuft, kratzt das nicht nur am Ego, ganz zu schweigen davon, dass Kollegen vermutlich hinter Ihrem Rücken tuscheln. Eine Degradierung kann zugleich auch ein Karrierekiller sein. Denn wie erklären Sie bei einem Bewerbungsgespräch die Tatsache, vom Chef zum Mitarbeiter degradiert worden zu sein? Bei diesem Punkt im Lebenslauf werden andere automatisch hineininterpretieren, dass Sie der Aufgabe nicht gewachsen waren und nicht die nötigen Erfolge eingefahren haben. Keine guten Voraussetzungen, um anderswo Fuß zu fassen. Allein aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie den Abstieg nicht einfach so hinnehmen, sondern sich wehren.
Warum aber taucht Degradierung im Job immer wieder auf? Es müssen weder mangelnde Erfolge noch schlechte Leistungen sein, die dazu führen. Die Ursachen sind häufig individuell. Es können persönliche Befindlichkeiten sein, die im Raum stehen, etwa wenn Sie Ihrem Vorgesetzten in irgendeiner Form bewusst oder unbewusst auf den Schlips getreten sind. Es kann eine Art von Mobbing sein. Möglich ist außerdem, dass das Unternehmen einfach die Führungsetage verjüngen oder die Stelle neu besetzen will, zum Beispiel weil ein vielversprechender Kandidat aufgetaucht ist.
Wer eine Degradierung duldet, akzeptiert sie
Eine Degradierung erfolgt anfangs häufig subtil. Keiner wird Ihnen sagen, dass man Ihre Beförderung am liebsten rückgängig machen würde. Vielmehr wird sukzessive daran gearbeitet, Ihrem Bereich Mitarbeiter und somit Führungsverantwortung zu entziehen. Sie werden bei Aufgaben hinzugezogen, die deutlich anspruchsloser und unter Ihrer Qualifikation sind. Ihre bisherigen Aufgaben werden an andere Kollegen delegiert. Das tut natürlich weh. Doch trotz aller Emotionen, die im Spiel sind, sollten Sie professionell reagieren. Und zwar am besten so schnell wie möglich: Denn je länger Sie eine Degradierung dulden, desto unumstößlicher wird Sie.
Eine Degradierung verstößt in den meisten Fällen gegen das Arbeitsrecht. In der Regel ist in Ihrem Arbeitsvertrag Ihre Position, Rolle, die damit einhergehenden Aufgaben und Ihr Gehalt genau beschrieben. Eine solche Vereinbarung erlaubt zwar etwas Spielraum, sie kann jedoch nicht einseitig geändert werden. Dazu bedarf es einer Änderungskündigung. Eine Degradierung ist somit nicht durch den Arbeitgeber allein möglich.
Wenn Ihnen eine solche also widerfährt, prüfen Sie zunächst Ihren Arbeitsvertrag: Was steht drin? Wie wird Ihre Rolle beschrieben? Welche Aufgaben werden genannt? Suchen Sie im Anschluss das Gespräch. Hier bietet sich entweder Ihr nächsthöherer Vorgesetzte oder die Personalabteilung an. Vielleicht handelt es sich nur um ein Missverständnis. Vielleicht müssen nur irgendwelche Wogen geglättet werden. Bitten Sie um eine detaillierte Leistungsbeurteilung, aus der hervorgeht, ob die Degradierung gerechtfertigt ist oder nicht. Verfügt Ihr Unternehmen über einen Betriebs- oder Personalrat, dann suchen Sie sich dort Unterstützung. Ab einem gewissen Punkt lohnt es sich auch, sich von einem Anwalt beraten zu lassen.
Schauen Sie sich nach einem neuen Arbeitgeber um
Bleiben Ihre Anstrengungen vergeblich, gibt es letztendlich zwei Möglichkeiten: Spricht der Arbeitgeber eine Änderungskündigung aus, also das Angebot, das Arbeitsverhältnis unter anderen Konditionen fortzusetzen, können Sie diese annehmen. Ein negativer Beigeschmack wird bleiben. Alternativ lehnen Sie diese ab, womit Ihr Arbeitsverhältnis mit Ablauf der Kündigungsfrist endet. So oder so ist es ratsam, sich schleunigst nach einem neuen Arbeitgeber umzuschauen. Suchen Sie sich gleich eine neue Stelle, können Sie die Degradierung im Lebenslauf noch gut mit einer “internen Umstrukturierung” begründen, ohne dass Ihre Qualifikationen in Frage gestellt werden. Harren Sie dagegen noch zwei oder drei Jahre im gleichen Unternehmen aus, wird es zunehmend schwieriger, Ihre Herabstufung zu erklären. Ein Anwalt kann Ihnen übrigens sowohl beim Änderungsvertrag als bei einer Kündigungsschutzklage beratend beiseite stehen.
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