Wie spielerische Ansätze mehr und mehr im Job einziehen
Hier hüpft ein Smiley über den Desktop, dort füllt sich der Fortschrittbalken zunehmend und vor dem Bildschirm sitzt ein:e Mitarbeiter:in mit einem Lächeln auf den Lippen. Spielerische Elemente ziehen zunehmend in den Arbeitsalltag ein. Gamification heißt dieser Ansatz, der den angeborenen Spieltrieb des Menschen kitzelt. Gemeint sind damit spielerische Bausteine, die in ursprünglich spielfremde Lebensbereiche einziehen – wie etwa an den Arbeitsplatz. Elemente von Computerspielen werden dorthin übertragen, um die motivierende Wirkung von Spielen auszukosten. Dank Gamification können dann nämlich auch lästige Aufgaben und unliebsame Pflichten Spaß machen.
Für reifere Arbeitnehmer:innen mag es sich zunächst ein bisschen komisch anfühlen, wenn sie erstmals im Job mit Gamification konfrontiert werden. Für die Generation Z gehört diese spielerische Abwechslung einfach dazu. Dadurch können komplexe Aufgaben und eintönige, schwer zugängliche Inhalte spielerisch angegangen und einfacher aufgefasst oder umgesetzt werden. Eine klassische Pflichtschulung, etwa zum Thema IT-Sicherheit oder Datenschutz, mag vielleicht ein wenig langatmig sein. Durch Gamification-Elemente gelingt es, auch wichtigen, aber etwas trockeneren Themen mehr Unterhaltung einzuhauchen.
Wo wird Gamification eingesetzt?
Gamification ist nichts vollkommen Neues. Am Arbeitsplatz mag es vielleicht erst Einzug halten, aber auf Kundenseite kennen wir diese spielerischen Anreize schon lange: Bonusmeilen bei Fluggesellschaften sammeln, Paybackpunkte beim Einkaufen, Rabattmarken im Supermarkt – Token Economy heißen solche Maßnahmen im Fachjargon, bei denen das Belohnungssystem der Kunden und Kundinnen angesprochen wird. Das Marketing spielt schon seit Jahren damit.
Auch im Bildungswesen und in der Weiterbildung haben sich viele von uns vielleicht schon das ein oder andere Mal spielerisch Wissen angeeignet. Sei es über eine Sprachlern-App, über einen Lerncomputer für Kinder oder auf einer Lernplattform am Arbeitsplatz. Auch im Gesundheitsbereich ist die Spielifizierung inzwischen gängig. So können wir über Gesundheitsapps nicht nur Schritte, sondern auch Punkte und Prämien sammeln. Manche Unternehmen setzen bei der Besetzung offener Stellen ebenfalls auf Recruitainment: So können sie durch spielerische Elemente im Bewerbungsprozess die Bewerber:innen bereits auf Pünktlichkeit, Lerntempo, Durchhaltevermögen oder auf ihre Teamfähigkeit hin testen.
Zunehmend finden wir nun auch Gamification im normalen Arbeitsalltag: Sei es durch Kommunikationstools, mit denen wir in Meetings Instant Feedback geben können, etwa durch erhobene Daumen und Applaus. Oder auch aufmunternde Botschaften, wenn wir in einem Programm eine Aufgabe abgehakt haben. Oder im Learning-Management-System, bei dem wir das nächste Level erreichen, wenn wir Lerneinheiten erfolgreich abgelegt haben und Badges gewinnen können. Gamification motiviert und fördert die Produktivität – spielerisch subtil, aber es funktioniert.
Was macht Gamification so erfolgreich?
Warum funktioniert Gamification so gut, um Ziele zu erreichen? Weil es unser Belohnungszentrum anspricht. Belohnungen führen dazu, dass unser Gehirn Dopamin ausschüttet. Der Botenstoff hebt unsere Stimmung und motiviert, er steigert Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Vor allem den letzten Punkt wollen sich Arbeitgeber zunutze machen, wenn sie im Arbeitsalltag auf Gamification setzen. Klicker-Training bei Hunden arbeitet übrigens auf genau derselben Grundlage: Auch bei Hunden wird Dopamin ausgeschüttet, wenn sie mit einer Belohnung rechnen.
Wie sollte Gamification eingesetzt werden?
Erfolgversprechend in der Arbeitswelt sind Gamification-Konzepte, die die intrinsische (innere) Motivation der Mitarbeiter:innen erhöhen. Nur dann sind die Vorteile, die Gamification bietet, von Dauer. So bieten sich etwa Tools an, bei denen jeder individuell Fortschritte erzielen kann. Weniger nachhaltig sind Ansätze, die die extrinsische Motivation erhöhen, etwa Prämienprogramme. Im Vertrieb wird zwar häufig noch mit solchen Ansätzen gespielt. Jedoch ist inzwischen erwiesen, dass Konkurrenzdenken und Druck langfristig nicht zu besseren Leistungen oder einer höheren Motivation beitragen.
Wie die Ansätze im einzelnen Unternehmen aussehen mögen, müssen die Arbeitgeber individuell eruieren. Gamification-Konzepte müssen zum Unternehmen passen und brauchen eine gewisse Vorbereitungszeit, bis sie etabliert werden können. Was sich bei Gamification am Arbeitsplatz bislang bewährt, sind:
- Fortschrittsanzeigen
- Einteilen komplexer Aufgaben in kleinere Teilaufgaben
- Transparenz, um zu wissen, wo man gerade steht.
Wissen bleibt leichter hängen
Wird der Gamification-Ansatz im Bereich betriebliche Weiterbildung genutzt, ist außerdem wichtig, dass die Teilnahme auf Freiwilligkeit beruht. In der Regel sind die Konzepte so gut, dass die Motivation, am Ball zu bleiben und weiterzukommen automatisch gegeben ist. Hier kommen etwa Quizze und Checkpoints zum Einsatz, auch Videocontent kann integriert werden. Weil Mitarbeiter:innen bei diesen spielerischen Ansätzen in kleinen Einheiten tiefer in die Materie einsteigen und die Inhalte selbst anwenden, bleibt bei dieser Art von Wissensvermittlung bis zu 90 Prozent des Wissens am Ende hängen – bei konventionellen Schulungen sind es nur zwischen 20 und 30 Prozent. Außerdem ist bei Gamification “Lernen ohne Langeweile” die Devise.
Ob Avatare, Quizze, Logikaufgaben oder Smileys: Die Elemente, mit denen Gamification daherkommt, sind vielseitig. Welche Unternehmen nutzen wollen, um ihre Ziele zu erreichen, sollte gut durchdacht sein. Die Computerspiele-Welt hält vieles bereit, was an richtiger Stelle eingesetzt zur Motivations- und Leistungssteigerung beitragen kann. Halt macht Spannung, Spiel und Spaß vor der Arbeitswelt 4.0 nicht. Ganz im Gegenteil. Uns wird Gamification am Arbeitsplatz mehr und mehr begegnen – ganz gleich, ob es am Ende nur ein über den Desktop hüpfendes Smiley oder der zunehmende Fortschrittsbalken ist. Mit einem Lächeln auf den Lippen arbeitet es sich gleich viel besser.
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