Als Meister:in oder Techniker:in zum Hochschulabschluss!
Der im Mai 2013 eingeführte Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) sorgt für Aufregung in der Bildungswelt – denn die Liste, die Allgemeinbildung, berufliche Bildung, Hochschulbildung und Weiterbildung in ein europaweit vergleichbares System einordnet, setzt Meister und Bachelorabschluss auf die gleiche Qualifikationsstufe!
Der DQR
Ziel des DQR ist es, Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Qualifikationen aufzuzeigen. Dadurch wird es leichter, diese innerhalb Deutschlands und in ganz Europa zu vergleichen. Die Transparenz des deutschen Bildungssystems soll durch den Qualifikationsrahmen erhöht und Mobilität und lebenslanges Lernen gefördert werden.
DQR Stufe 6 – Bachelor, Meister, Fachwirt und Fachabschlüsse
Der DQR ist in acht verschiedene Niveaus unterteilt. Meister, Fachwirt und Fachabschlüsse wie der staatlich geprüfte Techniker befinden sich dabei auf Stufe 6 – derselben, wie auch der Bachelor.
Die Erklärung für diese Gleichstellung ist laut der Webseite des DQR, dass diese Qualifikationen zur Bewältigung von Aufgaben befähigen, die vergleichbar hohe Anforderungen stellen. Die Aufgaben gleichen sich im Grad ihrer Komplexität und zu ihrer Lösung ist es ähnlich notwendig, mit Veränderungen umgehen zu können. Die Gleichstellung bedeutet auf jeden Fall einen Imagegewinn für Handwerksberufe in der Arbeitswelt. Auf die Zugangsberechtigungen an Hochschulen hat sie jedoch vorerst nur wenig Einfluss.
Hochschulbildung als Meister oder Techniker
Abschlüsse wie Industriemeister, staatlich geprüfter Techniker und Co. berechtigen in Deutschland seit 2009 genauso zum Studium an Hochschulen und Fachhochschulen wie das Abitur. Ein reguläres Studium beginnt mit einem 6-semestrigen Bachelor-Studium.
Auf der Webseite des DQR wird betont, dass das Erreichen eines bestimmten DQR-Niveaus nicht automatisch Zugang zum jeweils nächsten Niveau verschafft. Das bedeutet in der Praxis, dass man mit einem Meister, Fachwirt oder Fachabschluss zwar zu einem Bachelor- aber noch nicht zu einem Masterstudium an einer Universität oder anderen Hochschule zugelassen ist.
Vom Meister zum Master
Schon jetzt kann der Bachelor jedoch in besonderen Fällen umgangen werden: In Kombination mit ausreichend relevanter Berufserfahrung nehmen viele Business Schools Meister, Fachwirte oder Teilnehmer mit Fachabschluss zu MBA-Studien auf, auch wenn diese keine universitäre Vorbildung haben. Besonders im technischen Bereich gibt es auch schon Pilotprojekte unter dem Motto „Vom Meister zum Master“ – Masterprogramme z.B. in Elektrotechnik oder Supply Chain Management für Meister und Fachwirte ohne Erststudium.
Welche Möglichkeit man auch wählt, die für ein höheres Studium erforderlichen Fertigkeiten müssen nachgewiesen werden. Einschlägige Berufserfahrung wird fast immer vorausgesetzt und auch Eingangsprüfungen, ein Probestudium oder beides sind oft Teil der Aufnahmeprozedur.
Gleicher Zugang für alle?
Der Sprung von der Berufsausbildung zum Masterstudium ist in vielen Ländern Europas bereits seit längerer Zeit möglich. Die Entwicklung in Deutschland ging diesbezüglich bisher nur zögerlich voran, erhält durch den DQR jedoch möglicherweise einen Schub. Zu beachten sind die unterschiedlichen Landeshochschulgesetze der Bundesländer: „Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen wollen an der Bachelor-Hürde festhalten. Offen für begabte Berufstätige stehen die Hochschulen in Rheinland-Pfalz, Hamburg, Schleswig-Holstein, Hessen und Berlin - unter mehr oder minder harten Bedingungen“, schreibt etwa die Süddeutsche Zeitung.
Wie sich die Aufwertung von Meister, Fachwirt & Co. in Zukunft auf die Durchlässigkeit zwischen beruflicher Bildung und Hochschulbildung auswirken wird, ist noch ungewiss. Mehr maßgeschneiderte Masterprogramme und angepasste Aufnahmebedingungen zumindest an privaten Hochschulen liegen durchaus im Rahmen des Möglichen.
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