Eigenschaft mit zwei Seiten: Die Vor- und Nachteile von Kontaktfreude
Es gibt viele Eigenschaften, die in der Berufswelt von Vorteil sind. Arbeitgeber wünschen sich in Stellenanzeigen häufig zuverlässige, selbstständige Mitarbeiter, die teamfähig sind und analytisches Denkvermögen mitbringen. Andere Attribute hingegen tauchen seltener bis gar nicht auf: kontaktfreudig etwa. Dabei ist Kontaktfreude durchaus etwas Positives, oder? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn Kontaktfreude kann Stärke und Schwäche zugleich sein. Welche Vorteile mit ihr einhergehen und welche Kehrseite der Medaille es gibt, darauf wollen wir in diesem Beitrag eingehen.
In manchen Berufen kann Kontaktfreude durchaus von Vorteil sein. Kontaktfreudige Menschen gelten als gesprächig, heiter, gesellig und selbstsicher. Es fällt ihnen leicht, auf fremde Menschen zuzugehen und mit ihnen eine Unterhaltung zu beginnen. Sie sind Meister des Smalltalks und enorm gute Netzwerker. Gerade im Vertrieb, vor allem im Außendienst, ist es durchaus von Vorteil, mit anderen schnell in Kontakt zu kommen.
Auch im Vorstellungsgespräch kann diese Eigenschaft von Vorteil sein. So fällt es einem selbst in dieser etwas angespannten Situation leicht, mit dem Personaler locker zu kommunizieren. Menschen, die eher introvertiert und wählerisch bei der Auswahl ihrer Sozialkontakte sind, tun sich da deutlich schwerer.
Was spricht gegen Kontaktfreude?
Kontaktfreude ist jedoch nicht ausschließlich positiv besetzt. Wird sie etwa in einem Arbeitszeugnis genannt, sollte man schleunigst das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen. Denn Kontaktfreude bedeutet im Personaler-Jargon, dass jemand gerne tratscht. Wer sich viel mit anderen austauscht, hier und da mal ein Schwätzchen hält, sorgt nicht nur dafür, dass es in der Gerüchteküche brodelt. Die Produktivität bleibt dabei auf der Strecke. Das unterstützen Arbeitgeber nicht gern.
Zugleich birgt Kontaktfreude die Gefahr, dass Menschen, die sie mitbringen, undifferenziert damit umgehen: Sie tragen ihr Herz auf der Zunge. Und das sowohl in ihrem Privat- als auch in ihrem Berufsleben. Dabei ist es im Job nicht unbedingt erwünscht, dass man jedem alles erzählt. Damit stoßen kontaktfreudige Menschen andere leicht vor den Kopf. Ihnen werden Informationen aufgedrängt, die sie nicht hören wollen. Es setzt sie unter Druck, sich dem Kontaktfreudigen genauso sehr öffnen zu müssen, obwohl das gar nicht ihre Art ist.
Und dann hat Kontaktfreude noch einen weiteren wunden Punkt: Wer anderen viel anvertraut, kann nicht erwarten, dass die anderen vertrauensvoll mit diesem Wissen umgehen. Es kann schlichtweg gegen einen verwendet werden und ungewollte Konsequenzen haben.
Wie also mit Kontaktfreude umgehen?
Wenn Sie ein kontaktfreudiger Mensch sind, sollten Sie Folgendes beachten, damit aus Ihrer Stärke keine Schwäche wird:
- Überlegen Sie sich genau, wem Sie was anvertrauen.
- Öffnen Sie sich Gesprächspartnern gegenüber immer nur so viel, wie sich der andere Ihnen gegenüber öffnet.
- Geben Sie sich Zeit: Bei einem neuen Kontakt kann man nicht schon im ersten Gespräch einschätzen, wie der andere tickt und wie offen man ihm gegenüber sein kann. Lernen Sie den anderen langsam kennen und fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus.
- Nutzen Sie Ihre Kontaktfreude als Stärke: Tratschen Sie nicht, sondern übermitteln Sie Fakten, nützliche Informationen und Tipps und Tricks, von denen andere profitieren.