Auszubildende gesucht!
Der 1. August und 1. September rücken näher. Mit diesen Tagen lösen viele junge Menschen ihre Eintrittskarte ins Berufsleben: Ausbildungsstart in Deutschland. 2020 mag vielleicht kein gewöhnliches Jahr sein: Laut einer Corona-Umfrage von u-form Testsysteme werden rund 17% weniger Ausbildungsplätze diesen Sommer verfügbar sein. Doch trotz Krise können es sich die wenigsten Unternehmen erlauben, auf Auszubildende zu verzichten: Denn wer wegen Corona nicht ausbildet, dem fehlen in zwei bis drei Jahren die Fachkräfte. Und der Fachkräftemangel ist ohnehin bereits in vielen Branchen spürbar.
Es trudeln keine Bewerbungen ein, klagen die einen. Es finden sich keine passenden Kandidaten, jammern die anderen. Manchmal hilft es, sich an die eigene Nase zu fassen: Vielleicht stimmt im Azubi-Recruiting des Unternehmens irgendetwas nicht? Vielleicht ist es an der Zeit, das Ausbildungsmarketing auf den Prüfstand zu stellen. Wir haben 5 Tipps, die Arbeitgeber beherzigen sollten, wenn sie ihre Fachkräfte von morgen selbst ausbilden wollen.
1. Für eine Ausbildung im Unternehmen begeistern
Warum sollte sich ein Schulabsolvent für eine Ausbildung in Ihrem Unternehmen entscheiden? Welche Vorteile gehen damit einher? Wodurch unterscheiden Sie sich von Ihren Mitbewerbern? Antworten auf diese Fragen sollten deutlich aus dem Azubimarketing hervorgehen. Das Alleinstellungsmerkmal nach außen tragen funktioniert am besten, wenn Sie dorthin gehen, wo sich Ihre Zielgruppe aufhält: in die Schule.
Die meisten Schulen bieten regelmäßig Bewerbertrainings oder Tage der Berufsorientierung an. Nehmen Sie solche Termine wahr und geben Sie dem Nachwuchs Einblicke in Ihr Unternehmen. Besonders beliebt ist bei den jungen Menschen, sich mit aktuellen Auszubildenden Ihres Unternehmens auszutauschen: Wie sieht so ein Azubi-Alltag aus? Welche Aufgaben nimmt man wahr? Wie funktioniert das mit der Berufsschule? Welche Herausforderungen gibt es? Diese Fragen können Ihre Auszubildenden authentischer beantworten als Sie selbst. Warum machen also nicht Ausbilder und Azubi gemeinsam Schulbesuche?
In größeren Unternehmen haben sich inzwischen auch Tage der offenen Tür für junge Menschen bewährt: Hier gewinnen potentielle Auszubildende vor Ort einen Eindruck vom Unternehmen, können erste Kontakte zur Belegschaft knüpfen, Auszubildenden bei der Arbeit über die Schulter schauen und sich vielleicht sogar in der ein oder anderen Aufgabe selbst einmal versuchen.
2. Print oder digital? Einen Marketing-Mix wählen!
Azubi-Recruiting fand vor wenigen Jahren noch ausschließlich analog statt: Unternehmen haben sich auf Ausbildungsmessen präsentiert, Stellenanzeigen in Tageszeitungen inseriert, in Plakatwerbung investiert. Inzwischen findet Azubi-Personalmarketing überwiegend im Internet statt. Klar, schließlich wollen Unternehmen Digital Natives gewinnen – und die sind nun mal im Netz zu Hause. Wer sich allerdings ausschließlich auf das Web 2.0 verlässt, dem entgeht womöglich der beste Kandidat.
Setzen Sie vielmehr auf einen Marketing-Mix! Sie können über Online-Stellenbörsen oder Social-Media-Kanäle auf freie Ausbildungsstellen aufmerksam machen. Den persönlichen Kontakt, den jedoch ein Schulbesuch oder ein Auftritt auf einer Messe ermöglicht, kann das nicht ersetzen.
Auch mögen Stellenanzeigen in Tageszeitungen teurer sein als im Netz, eine Investition, auf die viele Unternehmen angesichts der jungen Zielgruppe gerne verzichten. Arbeitgeber sollten aber im Hinterkopf behalten, dass Eltern bei der Berufswahl eine wichtige Entscheidungshilfe sind. Und diese nehmen analoges Ausbildungsmarketing durch Zeitungs- und Plakatwerbung durchaus wahr.
3. Passende Kommunikationskanäle einbinden
Wie kommuniziert man am besten mit Menschen zwischen 15 und 25? Die Mediennutzung hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Postalische Bewerbungen gibt es in der Generation Z nicht mehr. Bewerbungsmappen? Nie in der Hand gehabt. Unternehmen, die Auszubildende suchen, sollten das berücksichtigen und Interessenten im Bewerbungsprozess keine unnötigen Hürden stellen. Unternehmenseigene Karriereseiten, im Idealfall gekoppelt an ein Bewerber-Management-System, haben sich bewährt.
Corporate Blogs vermitteln zudem einen Eindruck vom Unternehmen: Kann ich mir vorstellen, dort zu arbeiten? Schulabsolventen werden schauen, ob Sie auf Instagram oder Facebook vertreten sind. Welchen Eindruck hinterlassen Sie auf Ihren Social-Media-Kanälen? Werden diese regelmäßig gepflegt? Sprechen Sie eine junge Zielgruppe mit Ihren Themen an?
Bei der Generation Z spielen auch Recrutainment und Gamification eine zunehmend wichtige Rolle. Digitale Selbsttests zur Berufsorientierung lassen sich in Ihre Ausbildungsstellenbörse einbauen. Oder einen Chat, durch den Interessenten direkt mit dem Ausbilder oder einem Azubi chatten können. Bei der Wahl der Kommunikationskanäle sollten sich Arbeitgeber unbedingt in junge Menschen hineinversetzen. Denn zu viel des Guten ist nicht immer gut. Und das führt direkt zum nächsten Punkt.
4. Hip, trendy oder spießig? Authentisch bleiben
Viele Unternehmen, die Azubis gewinnen wollen, neigen dazu, sich hip und trendy zu präsentieren. In einem coolen Unternehmen will man als Berufseinsteiger doch viel lieber arbeiten als in einem konventionellen Traditionsbetrieb, oder nicht?! Aber es ist niemandem geholfen, wenn sich ein Unternehmen in einer Stellenanzeige als absolut hip präsentiert und eine coole Bewerberansprache wählt, wenn der Bewerber spätestens im Vorstellungsgespräch merkt, dass der erste Eindruck trügerisch war. Wichtig ist, authentisch aufzutreten: also lieber ehrlich spießig als aufgesetzt cool.
Umfragen zufolge sollten Unternehmen bei der Einladung zum Vorstellungsgespräch auf die konventionellen Kommunikationsmittel zurückgreifen. Ein Anruf oder eine E-Mail hinterlässt selbst bei Schülern einen seriöseren Eindruck vom Unternehmen, als wenn sie dieses via WhatsApp oder SMS kontaktiert – Kommunikationsmedien, die in erster Linie privat genutzt werden.
5. Erwartungen etwas zurückschrauben
Es hat Zeiten gegeben, in denen sich Unternehmen ihre Azubis haben aussuchen können. In den letzten Jahren hat sich das Blatt gewendet: Es gibt mehr Lehrstellen als Ausbildungssuchende. Arbeitgeber können nicht mehr die Kandidaten mit den besten Zeugnissen und dem ansprechendsten Lebenslauf auswählen, sondern sind oftmals froh, wenn überhaupt Bewerbungen eintrudeln. Deshalb heißt es: Die eigenen Erwartungen zurückschrauben!
Zeugnisse sollte man sich zwar anschauen, jedoch nicht überbewerten. Die meisten von uns hatten mal einen Ausrutscher in einem Zeugnis. Ist man deswegen heute ein schlechterer Arbeitnehmer? Lebensläufe vermitteln auch eher einen oberflächlichen Eindruck, besonders wenn es sich um junge Bewerber handelt, die kaum Lebenserfahrung haben.
Viel eher sollte man den Bewerber persönlich kennenlernen. Frei nach dem Motto “Vier Augen sehen mehr als zwei” ist es gut, wenn zwei Vertreter des Unternehmens mit dem Bewerber sprechen, entweder in zwei einzelnen Gesprächen oder in einem gemeinsamen. Wenn einem der 55-jährige Personalchef gegenübersitzt, mögen die Hemmungen vielleicht ein bisschen größer sein, als wenn der 30-jährige Ausbilder mit einem redet. Es geht darum, sich einen umfassenden Eindruck vom Bewerber zu bilden. Und es macht einen deutlichen Unterschied, ein Bewerbungsgespräch mit einem Berufseinsteiger oder einem Berufserfahrenen zu führen. Mit der Erfahrung kommt meistens auch das Selbstbewusstsein. Also lassen Sie sich nicht abschrecken, wenn vor Ihnen ein schüchterner, nervöser junger Mensch sitzt. Er kann sich in kürzester Zeit zu einem aufgeschlossenen, selbstbewussten Mitarbeiter mausern.
Sie sehen: Personalmarketing für Azubis spielt eine immens wichtige Rolle – besonders jetzt im Corona-Krisenjahr. Hier fehlt es vielen Unternehmen nicht an Ausbildungsplätzen, sondern an Transparenz und Kommunikation. Beeinträchtigt die Corona-Krise die Ausbildung? Finden Bewerbungsgespräche vor Ort oder digital statt? Kann die Ausbildung im Home-Office begonnen werden? Solche Informationen müssen für Interessenten ersichtlich sein. Selbst wenn die personellen Ressourcen wegen Kurzarbeit und die finanziellen Ressourcen wegen schlechter Auftragslage knapper sein mögen: Es sollte nicht am falschen Ende gespart werden. Wer ausbilden will und noch händeringend Azubis sucht, der sollte das nach außen tragen – und zwar auf allen Kanälen und mit allen Maßnahmen, die gerade möglich sind.
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