Selbstüberschätzung durch verzerrte Selbstwahrnehmung
Ein gesundes Selbstbewusstsein ist Gold wert. Was jedoch, wenn das Selbstvertrauen die eigenen Kompetenzen übersteigt und man es nicht einmal merkt? Dann schlägt der Dunning-Kruger-Effekt zu Buche. Der ist gar nicht so selten. Das haben die beiden US-amerikanischen Psychologen Justin Kruger und David Dunning Ende der 90er Jahre in einer Studie herausgefunden. Inkompetente Menschen neigen offenbar häufig dazu, ihre eigenen Fähigkeiten zu über- und die ihrer Mitmenschen zu unterschätzen.
Vermutlich kennen auch Sie jemanden, auf den die Beschreibung von “ahnungslos, ohne es zu wissen” zutrifft. Denn Beispiele gibt es jede Menge: Man muss nur einmal einem Fußballspiel beiwohnen, um zu sehen, wie viele Fußballfans sich für kompetenter und taktisch klüger als den verantwortlichen Trainer halten. Ein weiteres Beispiel erleben wir im Straßenverkehr: Die Mehrheit der Autofahrer glaubt, deutlich besser fahren zu können als der Durchschnitt. Auch im Berufsleben kommt es vor, dass es Kollegen gibt, die glauben, es einfach besser zu wissen. Das reicht bis in die Führungsetagen und weiter hinaus. Dass man mit Inkompetenz, aber umso größerem Selbstbewusstsein sogar US-Präsident werden kann, dafür ist Donald Trump der beste Beweis.
Unwissen führt oft zu mehr Selbstvertrauen als Wissen
Dunning und Kruger haben in ihrer Studie untersucht, wie Studenten der Cornell University ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen. In den durchgeführten Tests ging es um logisches Denken, Grammatik und das Verständnis von Humor. Das Ergebnis war bei allen Tests dasselbe: Die Testteilnehmer mit den schwächsten Leistungen waren die, die sich als überdurchschnittlich gut einschätzten. Kurzum: Unwissen gibt den Betroffenen oft mehr Selbstsicherheit als Experten das wahre Wissen. Mit Intelligenz hat der Dunning-Kruger-Effekt aber nichts zu tun. Betroffene sind nicht per se dumm, ihnen fehlt einfach in einem bestimmten Bereich die nötige Kompetenz und vor allem Selbstreflexion: Sie sind nicht in der Lage, ihre eigene Inkompetenz zu erkennen.
Zusammengefasst bedeutet das: Inkompetente Menschen überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten, sind aber nicht in der Lage, ihre Inkompetenz zu erkennen, weshalb sie ihre Kompetenz nicht steigern, sondern die überlegenen Fähigkeiten anderer unterschätzen.
Konstruktives Feedback führt zu Besserung
Die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis hat eine einfache Ursache: Es fehlt an Feedback. Wer sich selbst überschätzt, wird das nicht merken, bis ihm jemand die fehlende Kompetenz vor Augen führt. Diese Aufgabe übernimmt zwar niemand gerne, ist aber für den Lerneffekt notwendig. Wenn Betroffene nicht regelmäßig konstruktives Feedback erhalten, bleibt das Aneignen von Kompetenzen aus. Denn selbst wenn diese Menschen scheitern, führen sie die Niederlage nicht auf ihre eigene Unfähigkeit zurück. Andere, von ihnen unterschätzte Menschen, sind dann häufig Schuld, die ihr wahres Genie nicht erkennen.
Ein gesundes Selbstbewusstsein ist Gold wert. Übersteigt jedoch das Selbstvertrauen die eigenen Kompetenzen, sollte man sich ehrlich reflektieren und an seiner persönlichen Entwicklung arbeiten. Bei uns finden Sie die passenden Kurse, um Ihre Soft Skills zu verbessern.