Hochmut kommt vor dem Fall oder auch: Erfolg macht blind?!
Wenn Dinge im Unternehmen gut laufen, führt man sie gerne genau so weiter, ganz im Sinne von “never change a running system”. Dahinter steckt die Denkweise, dass alles wie in der Vergangenheit laufen wird, und da lief es richtig gut. “Warum sollte also bei neuen Ideen oder Projekten etwas schief gehen? Lief doch bisher immer alles bestens”, denkt sich so mancher Chef. Aber genau da liegt die Krux.
Was ich mache, ist richtig – immer!
Stellen wir uns Unternehmen A vor: Das Unternehmen hat in der Vergangenheit etliche Projekte gestemmt und damit Erfolge eingefahren. Das geht schon viele Jahre so und bislang hat sich die Regel immer bestätigt, dass nichts schief gehen kann. Allerdings ist Unternehmen A in einer Branche tätig, in der der Wandel durch Digitalisierung nicht aufzuhalten ist. Dennoch hält es an alten Maßstäben und Methoden fest, schließlich hat sich das System ja immer bewährt! Allerdings haben nun andere Firmen Unternehmen A überholt, weil sie auf den Digitalisierungs-Zug aufgesprungen sind. Unser Beispiel-Unternehmen schreibt jetzt rote Zahlen und steht vor der Insolvenz. Was ist geschehen?
Ursachen des Ikarus-Effekts
Wir alle kennen wohl Ikarus aus der griechischen Mythologie: Dieser baute sich Flügel, um mit diesen zu fliegen. Doch er kam der Sonne zu nah und die Flügel schmolzen, sodass Ikarus ins Meer stürzte und dort verstarb. Auch die Top-Manager unseres Beispiel-Unternehmens übersahen die Gefahr und stürzten ab. Sie verließen sich auf alte Höhenflüge und trieben, blind vor Erfolg, keine wesentlichen Veränderungen mehr voran. Wer rastet, der rostet, heißt es so schön.
US-Wissenschaftler der Kellogg School of Management in Chicago haben über 3.000 Manager und über 450 CEOs über mehrere Jahre hinweg befragt und ihr Unternehmertum untersucht. Es kristallisierten sich zwei wesentliche Faktoren heraus, weshalb Firmen und ihre Verantwortlichen scheitern: auf Managerebene zu sehr von seinen Produkten begeistert zu sein und lobende Mitarbeiter, die die Führungskraft in ihrem Tun bestärken. Der Coach und Psychologe Denis Mourlane, der in den letzten Jahren ausgiebig zum Ikarus-Effekt, auch Ikarus-Syndrom genannt, forschte, nennt dies Emotional Reasoning. Dabei bewerten primär Emotionen eine Situation oder das Projekt und weniger rationale Fakten. Ist man dann von Lob, Schmeichelei und Bestärkung umgeben, glaubt man, dass das neue Vorhaben ebenfalls glücken wird. Veränderungen stehen außen vor. “Never change a running system”, Sie erinnern sich?
Raus aus der Ikarus-Falle
Gleichmäßigkeit bedeutet Stillstand. Veränderungen, auch von gut laufenden Prozessen, sind wichtig für einen stetigen Unternehmenserfolg. Wie kommen Führungskräfte also aus der Ikarus-Falle heraus?
Lassen Sie sich Feedback geben
Suchen Sie bewusst das Feedback von allen Mitarbeitern. Jedes Team besteht zu einem Teil aus “Kritikern”, die bestimmte Sachverhalte kritisch reflektieren und andere Lösungen vorschlagen. Nehmen Sie auch dieses Feedback ernst. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Sie als Chef nicht mehr das Sagen haben, sondern Sie Ihre Entscheidungen gut ausbalanciert treffen und nicht nur auf eine Seite setzen sollten.
Üben Sie Kritik an sich
Was Ihre Mitarbeiterschaft für Sie leisten kann, können Sie auch für sich veranschlagen. Ist das, was ich gerade tue, das Richtige? Gibt es Veränderungen, die ich mit einbeziehen sollte? Was kann trotz des Erfolgs noch optimiert werden?
Fehler sind richtig und wichtig
Gestehen Sie sich Fehler oder Fehlentscheidungen ein und reflektieren Sie auch hier, was Sie in Zukunft besser machen können. Es macht eine gute Führungskraft aus, dass auch sie sich stets hinterfragt und sich neu ausrichtet!
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