So wickelst du Personalberater:innen um den Finger
Dir ist nach einem Jobwechsel und du hast keine Lust, unzählige Jobportale auf der Suche nach dem passenden neuen Arbeitgeber zu durchforsten? Diesen Job übernehmen andere für dich: Recruiter:innen. Vielleicht bist du ja sogar von einem Headhunter über eines deiner beruflichen Sozialen Netzwerke kontaktiert worden, weil er dich als passende:n Kandidaten/Kandidatin für seinen Auftraggeber sieht. Diese Chance willst du dir vermutlich nicht entgehen lassen. Doch worauf solltest du beim Umgang mit Personalbeschaffer:innen achten? Wie kannst du bei Recruiter:innen punkten?
Fangen wir mit dem wichtigsten an: deinen Auftritten auf Social Media. Vielen Arbeitgeber:innen ist es bei der Rekrutierung neuen Personals nicht so wichtig, wie und ob du auf Instagram, Facebook und TikTok vertreten bist. Bei Headhuntern ist das anders: Soziale Netzwerke sind ihr Metier. Sie nutzen sie nicht nur, um passendes Personal für Unternehmen zu finden. Sie nutzen sie auch, um sich ein Bild von potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten zu machen. Mit Partyfotos oder Bildern vom letzten Strandurlaub kannst du da weniger punkten. Pflege deine Profile so, dass du dir damit keine beruflichen Stolpersteine in den Weg legst. Achte auch darauf, welche Dinge du öffentlich einsehbar machst und welche du nur mit deinen Freundinnen und Freunden teilst.
Abklopfen der Eckdaten
Auf welchem Weg auch immer: Ein:e Recruiter:in ist auf dich aufmerksam geworden. Er oder sie kontaktiert dich. Entweder schriftlich, um einen Telefontermin mit dir zu vereinbaren, oder direkt telefonisch. In diesem Gespräch geht es darum, sich ein erstes Bild von dir zu verschaffen und die Eckdaten abzustecken. So hakt der Headhunter etwa nach, ob du überhaupt bereit bist, deinen Job zu wechseln. Er klopft ab, warum ein Wechsel für dich in Frage kommt. Er interessiert sich für deine aktuellen Aufgaben. Er will wissen, wie schnell du verfügbar bist und welche Gehaltsvorstellungen du hast. All das stellt er dem Stellenprofil seines Auftraggebers gegenüber. Decken sich beide Seiten, wird er dich um die Zusendung deines Lebenslaufes und gegebenenfalls weiterer Bewerbungsunterlagen bitten.
Worauf du im ersten Gespräch achten solltest
Der/Die Recruiter:in wird dich fragen, ob du generell zu einem Jobwechsel bereit bist. Beantwortest du diese Frage mit “Ja”, wird er oder sie sich automatisch nach deiner Wechselmotivation erkundigen. Hier musst du vorsichtig sein. Man unterscheidet zwischen der Hin-zu- und Weg-von-Motivation. Es mag sein, dass du eine berufliche Veränderung willkommen heißt, weil du bei der letzten Gehaltserhöhung zu kurz gekommen, weil deine Führungskraft cholerisch ist oder du mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden bist. Verrate das nur keinem Headhunter!
Denn Weg-von-Motivation hat etwas von Fluchtinstinkt – und aus der Not heraus den Job zu wechseln, kommt bei Personalbeschaffer:innen nicht gut an. Arbeite deshalb mit der Hin-zu-Motivation. Signalisiere, welche beruflichen Ziele du verfolgst, erzähle von deiner Karriereplanung und davon, dass es hier bei deinem jetzigen Arbeitgeber keine Perspektiven mehr gibt. Wichtig ist hierbei, so konkret wie möglich zu werden: Was genau suchst du? Welche Perspektive ist dir wichtig?
Was du im nächsten Schritt beachten solltest
Headhunter arbeiten nicht immer von Anfang an mit offenen Karten. Beim Erstkontakt wird dir meist nicht direkt verraten, um welchen Arbeitgeber es sich handelt. Bei Interesse bittet dich der/die Recruiter:in wohl zunächst einmal um deinen Lebenslauf (und eventuell weitere Unterlagen). Hast du diese eingereicht, rücken Personalberater:innen mit der Sprache raus. In einem kurzen Austausch werden weitere Eckdaten ausgetauscht und wenn für beide Seiten alles passt, wirst du zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch mit dem Headhunter eingeladen.
Die Zeit bis dahin solltest du nutzen, um dich intensiv mit dem potentiellen neuen Arbeitgeber, der Stelle und der Branche vertraut zu machen. Wie in jedem anderen Vorstellungsgespräch gilt auch hier: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Wähle also Kleidung, die zur Stelle passt. Achte auf ein gepflegtes Erscheinen, ohne over- oder underdressed zu sein.
Eigenschaften, die Recruiter:innen schätzen
Im Gespräch kannst du in vielerlei Hinsicht punkten. Überlege dir, weshalb die angebotene Stelle dein Interesse geweckt hat und was dich für diese Position qualifiziert. Außerdem kannst du mit diversen Eigenschaften bei Recruiter:innen – je nach Stelle – punkten:
- Empathie: Heutzutage läuft fast alles über Teamarbeit. Empathie ist hier wichtig, um andere zu verstehen, um zu spüren, wann sie Unterstützung brauchen und zu merken, wann sie ihre persönlichen Grenzen erreicht haben.
- Veränderungsbereitschaft: Die signalisierst du zum einen bereits durch deine Jobwechselmotivation, zum anderen spielt diese in den zunehmenden Change-Prozessen in Unternehmen eine wichtige Rolle. Hier kannst du dir Beispiele aus deiner beruflichen Karriere herauspicken, um zu demonstrieren, wie offen du bisher mit Veränderungen umgegangen bist.
- Durchhaltevermögen: Damit knüpfen wir an den Punkt oben, die Weg-von-Motivation, an. Recruiter:innen ist es wichtig, dass du nicht sofort den Kopf in den Sand steckst, wenn es mal Probleme gibt. Sie wollen Stellen schließlich langfristig gut besetzen. Zeige also anhand von Beispielen auf, wie du schwierige Situationen bislang gemeistert hast. Du kannst auch auf Rückschläge zu sprechen kommen, solange diese nicht dominieren.
- Belastbarkeit: Das Stresslevel nimmt im Berufsleben zu und ist bei vielen fester Bestandteil des Arbeitsalltages. Deshalb werden vor allem Mitarbeiter:innen gesucht, die belastbar sind und auch dann einen kühlen Kopf bewahren, wenn es gerade im Unternehmen richtig turbulent zugeht. Um deine Belastbarkeit zu belegen, kannst du im Gespräch auf Projekte zurückblicken, die zeitintensiv und nervenaufreibend waren – und die du dennoch erfolgreich zu Ende geführt hast.
- Zielorientierung: Es kommt nicht von ungefähr, dass dieses Wort in so gut wie jeder Stellenanzeige auftaucht. Arbeitgeber wissen: Wer zielorientiert ist, der erreicht auf für das Unternehmen mehr. Du kannst diese Eigenschaft unterstreichen, indem du Erfolge benennst, die du dank deiner Zielstrebigkeit erreicht hast – das können neben beruflichen Erfolgen auch sportliche oder ehrenamtliche Erfolge sein.
Und wie geht es dann weiter?
Im persönlichen Gespräch mit dem Headhunter macht er sich nicht nur mit dir, sondern du dich auch mit dem potentiellen neuen Arbeitgeber vertraut. Du kannst Fragen stellen, dir ein Bild vom Unternehmen machen – und am Ende wird meistens von beiden Seiten klar kommuniziert, ob noch Interesse besteht. Seid ihr euch einig, dann fasst der/die Recruiter:in in einem Bericht bereits alle über dich gesammelten Informationen für den Auftraggeber zusammen. Im Gespräch mit dem Auftraggeber erfährt der/die Personalberater:in, ob dein Profil zum Unternehmen passt. Ist dem so, wirst du dort zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Dann kannst du dir sicher sein, dass neben dir nur noch ganz wenige andere Kandidaten und Kandidatinnen im Rennen sind. Wickelst du also den/die Personalberater:in um den Finger, ist der Weg zum Jobwechsel meist nicht mehr weit.