Bei allen beliebt, aber ausgenutzt
Lächeln Sie noch oder machen Sie inzwischen den Mund auf? Wer ein Lächeln zeigt, macht sich damit Freunde und wird als sympathisch wahrgenommen. Im privaten Kontext mag das von Vorteil sein. Im beruflichen Kontext sieht das anders aus – zumindest dann, wenn Sie unter dem Mona-Lisa-Syndrom leiden. Das Psycho-Phänomen betrifft im Job vor allem Frauen, die hochsensibel sind und ein großes Harmoniebedürfnis haben, und kann zum echten Karrierekiller werden.
Was ist das Mona-Lisa-Syndrom?
Es ist das berühmteste Lächeln der Welt: Mona Lisas Lächeln. Die Dame, die einst für Leonardo da Vinci Porträt stand – und um deren Lächeln sich viele Mythen ranken. Jede:r spekuliert, weshalb Mona Lisa wohl gelächelt haben mag. Eine endgültige Antwort darauf kennen wir nicht.
Nun gibt es Menschen, vor allem Frauen, die ebenfalls gerne lächeln. Und zwar nicht nur dann, wenn es angebracht ist, sondern auch in unangenehmen Situationen, in denen eine andere Verhaltensweise angemessener wäre. Das hängt zum einen damit zusammen, dass vor allem Mädchen schon im Kleinkindalter anerzogen wird, immer schön freundlich zu sein und zu lächeln. Zum anderen geht es aber auch auf die eigene Unsicherheit und den Mangel an Selbstbewusstsein zurück. Frauen, die unter dem Mona-Lisa-Syndrom leiden, quittieren alles einfach mit einem Lächeln: sexuelle Anzüglichkeiten des Vorgesetzten gleichermaßen wie die Selbstbeweihräucherung des Teamleiters oder die fremden Lorbeeren, die die Kollegin gerade wieder einsackt.
Welche Folgen hat das Mona-Lisa-Syndrom?
Auf den ersten Blick mag es nett sein, eine Kollegin zu haben, deren Lächeln nichts erschüttern kann. Sie ist ein wahrer Teamplayer, nimmt sich selbst gerne zurück, teilt Anerkennung (oft zu sehr) mit anderen. Sie ist eine angenehme Angestellte, die nicht widerspricht, sich hilfsbereit zeigt und dabei offenbar noch Freude hat. Für Außenstehende ist diese Mitarbeiterin eine echte Bereicherung.
Das Problem ist: Sie selbst kommt zu kurz! Ihre Art wird ausgenutzt, andere heimsen Lob für ihre Leistungen ein. An ihr selbst geht der Kelch vorüber. Sie wird weniger wahrgenommen. Dadurch werden Projekte eher anderen Mitarbeitenden anvertraut. Die Beförderung ziehen andere an Land. Auch bei der Gehaltserhöhung bleibt sie außen vor. Kurzum: Das Mona-Lisa-Syndrom kann zum echten Karrierekiller werden.
Was tun?
Frauen, die vom Mona-Lisa-Syndrom betroffen sind, sollten unbedingt an ihrem Selbstmarketing arbeiten. Ein Beispiel kann man sich hier an den Männern nehmen, die gerne mit ihrer Leistung hausieren gehen, auch wenn diese zum Teil nicht herausragend war. Solche Gefährten mögen mit diesem Verhalten zwar nervig erscheinen, im beruflichen Kontext punkten sie damit jedoch. Fingerspitzengefühl ist gefragt: Es geht darum, sich, seine Stärken und Leistungen sichtbar zu machen, ohne dass man sich zu penetrant in den Mittelpunkt rückt.
Betroffene des Mona-Lisa-Syndroms pflegen jedoch meist eine falsche Bescheidenheit. Und die ist im beruflichen Kontext, in dem Machtspielchen oft dazu gehören, fehl am Platz. Deshalb gibt es einfache Methoden, die anstelle eines Lächelns, das schnell vergessen ist, verwendet werden können:
- sich im Meeting häufiger zu Wort melden
- die eigene Meinung nicht zurückhalten
- an einer souveränen Körpersprache arbeiten
- das eigene Selbstbewusstsein stärken
- so auftreten, dass man von anderen ernst genommen wird
Im Job ist ein Lächeln zwar erlaubt und auch willkommen. Doch nicht um jeden Preis. Wer nicht ständig zurückstecken möchte, sollte öfter mal den Mund aufmachen – und kann seine Worte mit einem Lächeln noch unterstreichen.