Im Interview: Glücksministerin Gina Schöler gibt einen Vorgeschmack auf ihren Vortrag bei der “Virtuellen Bildungsmesse”
Von Vanessa Schäfer
“MfG” steht nicht mehr nur für “Mit freundlichen Grüßen”. Hinter der Abkürzung verbirgt sich auch das Ministerium für Glück und Wohlbefinden, eine unabhängige Initiative für bewusstes Leben und Glücksbesinnung mit dem Ziel, den Fokus wieder auf das gesellschaftliche und persönliche Wohl zu lenken. Noch nie davon gehört? Dann wird es Zeit! Machen Sie Bekanntschaft mit Glücksministerin Gina Schöler! Die Verfechterin des Bruttonationalglücks steht bei unserer “Virtuellen Bildungsmesse – Lernen von überall” am Donnerstag, 2. September, als Keynote Speakerin auf der Bühne. In ihrem Vortrag “Frohes Schaffen – Weshalb Arbeit und Glück zusammen gehören” gibt Gina Schöler spannende Impulse und Tipps für mehr Zufriedenheit im Berufsalltag. Einen kleinen Vorgeschmack auf ihren Besuch servieren wir schon jetzt im Interview.
Gina, du hast dir mit deinem Job als Glücksministerin einen eigenen Beruf geschaffen, der dich erfüllt. Warum ist in deinen Augen eine sinnhafte Tätigkeit, die Spaß macht und in der man sich entfalten und einbringen kann, so wichtig zum Glücklichsein?
Gina Schöler: Unser persönliches Wohlbefinden hängt zu einem großen Teil davon ab, wie wir unser eigenes Leben gestalten. Dazu gehört natürlich auch unser Job, bei dem oft die meiste Zeit des Tages verbracht wird. Eine erfüllende Tätigkeit setzt viel Energie frei, steigert die Motivation und Lernbereitschaft. Wenn wir für das, was wir tun, brennen, sind wir darin auch leistungsfähiger, produktiver und dadurch zufriedener. Natürlich habe ich auch mal Aufgaben oder Termine, auf die ich gar keine Lust habe, und Morgende, an denen ich am liebsten im Bett bleiben würde – das wird es auch immer geben. Wichtig ist hierbei, dass die negativen Erfahrungen nicht überwiegen und der Job auch Energie gibt und nicht nur nimmt. Über Motivation hinaus ist es außerdem wichtig, dass die eigenen Werte mit denen im beruflichen Kontext stark übereinstimmen. Wenn die persönlichen Werte durch die Arbeit verletzt werden, entsteht ein innerer Konflikt und dadurch sinkt auch die Zufriedenheit. Zuletzt ist auch das Gefühl, gebraucht zu werden und etwas bewirken zu können, ein unheimlich bestärkendes Erlebnis.
Wie verändert Glück einen selbst, aber auch das eigene Arbeitsumfeld oder gar die Unternehmenskultur?
Gina Schöler: Glück hat viele positive Nebenwirkungen. Sich aktiv um das eigene Wohlbefinden zu kümmern, bedeutet auch, Selbstfürsorge zu betreiben, sich in Dankbarkeit zu üben und empfänglicher für die guten Momente des Lebens zu werden. Dadurch steigt das subjektive Wohlbefinden, die Zufriedenheit und es wird eine optimistische Sichtweise eingenommen. Optimismus und Lebensfreude wirken als Puffer bei Belastungen oder negativen Ereignissen. Dadurch wird die psychische und physische Gesundheit gestärkt. Ein wertschätzender und wohlwollender Umgang mit anderen ist untrennbar mit dem Glück verknüpft. Glückliche und zufriedene Teams zeichnen sich durch Wertschätzung, Dankbarkeit und einem Mit-Einander, nicht einem Neben-Einander, aus. Ein gesundes Miteinander, eine wertschätzende Atmosphäre, achtsame Selbstwahrnehmung sowie eine positive Einstellung dem Leben gegenüber sind wichtige Bausteine für eine nachhaltige und zukunftsfähige Unternehmensführung. Für eine gelingende glückliche Unternehmenskultur ist es wichtig, dass diese Werte in allen Ebenen getragen und gefördert werden.
Inwieweit ist Glück und Zufriedenheit im Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil? Welche positiven Synergieeffekte ergeben sich in der Berufswelt durch glückliche und zufriedene Menschen?
Gina Schöler: Zufriedenheit auf der Arbeit fördert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Leistungsfähigkeit und Motivation. Glückliche Mitarbeitende sind ein Garant für Produktivität, Teamfähigkeit, Kreativität und Loyalität. Sie fühlen sich gesünder, es gibt weniger Krankschreibungen und gleichzeitig eine emotionale Bindung an das Unternehmen, somit auch weniger Fluktuation. Um Mitarbeitende für ein Unternehmen zu gewinnen und diese langfristig zu binden, müssen von Arbeitgebenden gesunde Rahmenbedingungen geschaffen werden. Positive Anreize abseits des Geldes sind Sinnhaftigkeit, Möglichkeiten der Weiterbildung und -entwicklung, flexibles Arbeiten durch Home Office oder Vertrauensarbeitszeit sowie ein wertschätzendes Miteinander und eine aufrichtige Führung. Ein Unternehmen, das die Zufriedenheit der Mitarbeitenden in den Fokus rückt, ist ein attraktiver Arbeitgeber, welcher Mitarbeitende langfristig binden kann.
Welche Rolle in der Glücksformel nehmen Weiterbildung und Weiterentwicklung ein? Oder anders gefragt: Warum macht Stillstand nicht glücklich?
Gina Schöler: Außerhalb der Komfortzone befindet sich die sogenannte Lern- oder Wachstumszone und beim Überschreiten in diese Zonen passiert Großartiges: Wir wachsen über uns selbst hinaus, staunen über uns selbst und sind nicht selten überrascht davon, was wir doch alles schaffen können.
Natürlich sind vertraute Lebensbereiche erst einmal nichts Negatives: Hier fühlen wir uns wohl, sie geben uns Sicherheit und auch eine gewisse Struktur – wir tanken hier auf. Jeder hat seine eigene individuelle Komfortzone und in diesem Bereich kennen wir uns gut aus. Die Zone endet genau dort, wo kleine Überwindungen und Anstrengungen beginnen oder das Herz schneller schlägt – also, wo es nicht mehr so komfortabel ist. Welches Potential in uns steckt, erfahren wir aber oft erst dann, wenn wir Dinge tun, die wir bis dahin noch nie gemacht oder gar für möglich gehalten haben.
Leben ist Veränderung, alles ist im ständigen Fluss. Genauso, wie sich unsere äußeren Umstände ändern, so stecken auch wir in kontinuierlichen Wandlungsprozessen: Wir ändern uns im Laufe des Lebens und das ist auch gut so. Denn wir wollen nicht stehenbleiben, sondern neugierig und offen dafür sein, wie sich das Leben und auch wir selbst wandeln. Weiterentwicklung statt Stillstand ist die Devise und das ist ein ganz natürlicher Prozess, wenn wir uns auch in der Natur mal umschauen.
Veränderungen können uns auch Angst machen, aber wenn wir unsere Ängste nicht angehen, bleiben wir stehen und kommen nicht weiter. Wenn wir sie stattdessen angehen, bemerken wir, wie sie sich langsam auflösen, je weiter wir voranschreiten – bis wir sie schließlich überwunden haben. Und das stärkt uns ungeheim. Aller Anfang ist bekanntlich schwer. Aber wenn wir den ersten Schritt geschafft haben, wenn wir ein wenig aus unserer Komfortzone herausgetreten sind, dann werden die Folgeschritte immer einfacher. Daher dürfen wir uns immer wieder selbst kitzeln, Schritte in andere Richtungen gehen und unseren Wohlfühlbereich ausdehnen. Genauso entdecken wir neue Facetten an uns, lernen uns von neuen Seiten kennen und können uns selbst überraschen. Die Lerneffekte, die wir durch das Ausbrechen aus dem eigenen Wohlfühlbereich erhalten, sind enorm wichtig für unsere persönliche Weiterentwicklung. Und wenn wir es geschafft haben, wenn wir unsere Ängste überwunden und Veränderungen durchlebt haben, dürfen wir uns für unseren Mut auch einmal selbst loben und belohnen.
Wir kennen alle den stressigen Arbeitsalltag mit ellenlangen To-do-Listen, Termindruck, jeder Menge Meetings und Überstunden. Hast du einen Tipp, wie sich da Glück und Wohlbefinden noch integrieren lassen?
Gina Schöler: Im trubeligen Alltag fallen Pausen, kleine Glücksmomente und der Blick fürs Positive schnell weg. Hier kann es helfen, uns einfach kurz wieder daran zu erinnern. Man könnte beispielsweise zuhause Klebezettel verteilen mit süßen Botschaften drauf: “Heute schon gelacht?”, “Ein guter Tag, um glücklich zu sein”, “Probier’s mal mit Gemütlichkeit” sind da nur einige Beispiele. Es muss aber auch gar nichts Geschriebenes sein, sondern vielleicht ein Gegenstand, der an die Mission erinnert. Das kann ein Stein aus dem letzten Urlaub sein, ein Foto aus eurer Jugend, die Diskokugel… der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Zudem können wir uns die Technologie zu Nutze machen: und zwar den Wecker so stellen, dass er 5-Mal am Tag klingelt. Jedes Klingeln ist ein Reminder ans kurze Innehalten, den Pausenknopf zu drücken, ganz im Moment zu sein.
Natürlich können wir auch gezielt handeln, um uns das Leben zu versüßen, wenn es gerade nicht so rund läuft. Eine meiner Lieblingsmethoden ist das Dankbarkeitstagebuch: sich aufzuschreiben, wofür man dankbar ist auch – auch gerade, wenn es uns nicht so gut geht. Da Verbundenheit mit anderen ganz essentiell für das eigene Wohlbefinden ist, kontaktiere ich außerdem gerne meine Lieblingsmenschen, vor allem in trüben Zeiten. Denn bei ihnen fühle ich mich geborgen, kann sein, wie ich bin und meine Sorgen mit ihnen teilen, zudem bekomme ich herrliche Perspektiven, werde gespiegelt, werde in den Arm genommen oder erhalte einen wohlwollenden Anstupser.
Ein letzter, vielleicht etwas ungewohnter Tipp, ist die Pöbelpause: Auch mir als Glücksministerin gehen manche Sachen auf die Nerven. Statt den ganzen Tag Trübsal zu blasen, stelle ich mir den Wecker auf 2 Minuten und lasse in denen alles Negative, was mich aktuell bedrückt, raus. Motzen, schreiben, vielleicht auch was gegen die Wand werfen – das befreit ungemein und bringt mich meistens auch noch zu Lachen – es sei denn, etwas geht zu Bruch… ;-)
Glücksministerin Gina Schöler freut sich auf ihren Impulsvortrag bei der "Virtuellen Bildungsmesse" und lädt Sie persönlich dazu ein:
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