6 Fakten zur Ungleichstellung zwischen Mann und Frau im Arbeitsleben
Gleich ist nicht gleich gleich! Denn wenn es um Gleichstellung und Chancengleichheit geht, ziehen Frauen weiterhin den Kürzeren. In den vergangenen Jahren hat sich zwar einiges getan, doch wirft man einen Blick auf die Gehaltszettel von Frauen und Männern und schaut sich an, wer verstärkt von Altersarmut betroffen ist, sind es nach wie vor die Frauen, die in diesen Bereichen benachteiligt sind. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung untersucht regelmäßig den Stand der Gleichstellung und Chancengleichheit von Frauen und Männern im Job. Wir haben die spannendsten Fakten des WSI-Gleichstellungsreports (Stand: 2022) zusammengetragen:
- Qualifikation
Schaut man sich die schulischen und beruflichen Qualifikationen sowie die Teilnahme an Weiterbildungen an, sind Frauen nicht mehr im Hintertreffen – im Gegenteil. In diesem Bereich erreichen Frauen inzwischen ein höheres Niveau als Männer. Das zeigt sich etwa am Schulabschluss: 41% der Frauen, aber nur 39% der Männer im erwerbsfähigen Alter glänzten 2019 mit Abitur oder Fachhochschulreife. Der Anteil der Männer mit Hauptschulabschluss war deutlich höher als der der Frauen. - Erwerbsbeteiligung
Frauen sind weiterhin seltener erwerbstätig als Männer: So war die Erwerbsbeteiligung von Frauen im Jahr 2020 rund 7 Prozentpunkte geringer als die von Männern. Die positive Nachricht: Frauen holen auf: Anfang der 90er Jahr war der Unterschied noch rund dreimal so groß. - Entgeltungleichheit
In Sachen Entgelt klafft zwischen Frauen und Männern weiterhin eine Lücke: das Gender Pay Gap. Die Lücke ist zwar in den vergangenen Jahren kleiner geworden, doch immer noch deutlich. So verdienten Frauen im Jahr 2020 im Schnitt immer noch rund 18% weniger als Männer. - Beschäftigungsart
Während Männer weitgehend in Vollzeit arbeiten, gehen Frauen – besonders in Familien mit kleinen Kindern – einer Teilzeitbeschäftigung nach. Fast jede zweite Frau, aber nur jeder zehnte Mann arbeitet in einer Teilzeit-Anstellung. Im Bereich Mini-Jobs sind Frauen besonders stark vertreten. Sie machen einen Anteil von etwa 60% all derer aus, die auf Mini-Job-Basis arbeiten. - Führungsetage
Dass Frauen auf Führungsebene unterrepräsentiert sind, ist nichts Neues. Schaut man sich die 160 größten deutschen börsennotierten Unternehmen an, so haben Frauen nur 11% der Vorstandposten inne. In Aufsichtsräten sieht es besser aus: Dort liegt der Anteil an Frauen inzwischen immerhin bei knapp einem Drittel. - Alterseinkommen
Das Risiko von Altersarmut ist bei Frauen deutlich größer als bei Männern. Das wird anhand des Gender Pension Gaps deutlich, das die Differenz des Alterseinkommens zwischen Frauen und Männern beschreibt. Nimmt man gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsoge zusammen, haben Frauen im Schnitt ein um 49% geringeres Alterseinkommen als Männer. Hintergrund sind hier neben den schlechteren Löhnen die niedrigere Erwerbsbeteiligung sowie der höhere Anteil an Beschäftigten im Niedriglohnbereich.
Ursachen der fehlenden Gleichstellung im Job
Wer Gründe für die Unterschiede sucht, wird schnell fündig. Denn die Ursachen sind vielseitig:
- Unbezahlte Sorgearbeit, wie Kinderbetreuung, Haushalt und Angehörigenpflege sind zwischen Männern und Frauen nicht gleich aufgeteilt: 45% der Gesamtarbeitszeit von Frauen macht unbezahlte Arbeit aus, bei Männern sind es nur 28%. Frauen stecken beruflich viel stärker zugunsten unbezahlter Care-Arbeit zurück.
- Klassische “Frauenberufe” im Gesundheits-, Pflege- und Erziehungsbereich sind deutlich schlechter bezahlt als etwa Berufe in Technik und Industrie. Es fehlt an gesellschaftlicher Wertschätzung für soziale und personennahe Dienstleistungen.
- Konventionelles Musterdenken: Nach wie vor spielen bei der Karriere von Frauen Stereotype vergangener Zeiten mit hinein. So wird ihnen oft weniger zugetraut, sie müssen sich mehr beweisen als männliche Kollegen. Auch bei der Besetzung von Stellen und der Bewertung ihrer Arbeit können längst überholte Vorurteile eine Rolle spielen.
Gleichstellung in Sicht?
Einige Maßnahmen wurden bereits von der Bundesregierung ergriffen, um Frauen in der Berufswelt zu stärken, dazu zählen etwa:
- die gesetzlich geregelte Ganztagsbetreuung von Kindern
- das Elterngeld und das ElterngeldPlus
- die Verbesserung der Familienpflegezeit
- die 2016 eingeführte Frauenquote
- die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns, von dem vermehrt Frauen profitieren
- das 2017 in Kraft getretene Entgelttransparenzgesetz
- Kampagnen wie Girls’Day und Boys’Day, um von stereotypischen Berufsentscheidungen abzukommen
Auch für die Zukunft sind weitere Maßnahmen geplant, um die Gleichstellung von Frauen im Job weiter zu fördern. Dazu gehört der Ansatz, Anreize zu schaffen, damit Männer mehr Care-Arbeit zu übernehmen. Auch die finanzielle Aufwertung von frauendominierten Berufen im Gesundheits-, Sozial- und Erziehungsbereich zählt zu den Ideen, um diese für beide Geschlechter attraktiver zu machen. Außerdem sollen Kindern und Jugendlichen über den Girls’ und Boys’Day noch weitere Möglichkeiten geboten werden, geschlechteruntypische Berufsfelder kennenzulernen.
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