Was müssen Late Bloomer bei der Stellensuche und Bewerbung beachten?
Oldies but Goldies: Das gilt zunehmend auch im Berufsleben. Glaubten viele Arbeitnehmer:innen bislang, mit 50 plus zum alten Eisen zu gehören und auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt zu sein, so wendet sich das Blatt zunehmend durch Fachkräftemangel, demografischen Wandel und dem Trend zu altersgemischten Teams. Nach wie vor haben die meisten den Höhepunkt ihrer Karriere zwischen Mitte 30 und Mitte 40 erreicht. Das heißt jedoch nicht, dass die silberne Generation nicht auch noch einen beruflichen Neuanfang wagen kann. Sie kann schließlich gegenüber jüngeren Generationen mit einem punkten: jeder Menge Erfahrung und Know-how. Wenn du dich als Best Ager also noch einmal beruflich neu orientieren willst, dann starte jetzt deine Bewerbung 50 plus. Wir zeigen dir, worauf dabei zu achten ist.
Welche Kanäle für die Jobsuche nutzen?
Wenn du zuletzt vor 20 oder 30 Jahre auf Jobsuche warst, musst du dich zunächst einmal damit vertraut machen, wie man heutzutage nach offenen Stellen sucht. Generell gilt: Je mehr Kanäle du bei der Jobsuche nutzt, desto bessere Chancen hast du, die passende Stelle zu finden. Diese Kanäle kannst du zur Jobsuche heranziehen:
- Online-Stellenbörsen: Es gibt viele, doch die Handhabung von Online-Jobportalen ist bei allen gleich. Du gibst einen Suchbegriff ein und kannst weitere Filter setzen, um die Suchtreffer einzugrenzen.
- Soziale Netzwerke: Über Business-Netzwerke wie XING und LinkedIn lassen sich ebenfalls Jobs finden. Erstelle dir aussagekräftige Profile. Vielleicht wirst du ja auch von einem Headhunter gefunden. Diese sind auf diesen Netzwerken ebenfalls aktiv.
- Personalberatungsunternehmen: Suche dir Unterstützung bei der Jobsuche und lass dir von Personalberater:innen unter die Arme greifen.
- Wochenendausgaben von Tageszeitungen: In diesen findet sich nach wie vor ein großer Teil mit Stellenanzeigen.
- Dein berufliches Netzwerk: Über die Jahre hast du dir dieses Netzwerk aufgebaut. Nutze es aktiv für den beruflichen Neustart. Denn wir alle wissen: Viele Jobs werden nach wie durch Vitamin B vermittelt.
Vorurteile und Vorteile älterer Bewerber:innen
Vorurteile halten sich hartnäckig in den Köpfen. Wer zu den Best Agern gehört, hat mit Sicherheit schon damit Erfahrung gesammelt. So gelten sie als weniger belastbar. Ihnen heftet der Ruf an, Schwierigkeiten mit moderner Technik zu haben. Ältere Fachkräfte könne man sich nicht erlauben, weil die Gehaltsanforderungen zu hoch sind. Aber auch die zählbaren Jahre bis zum Ausscheiden aus dem Berufsleben gelten Karrierekiller. Ganz nach dem Motto: “Die Investition lohnt sich nicht mehr”. Umso selbstbewusster sollten Late Bloomer beim Bewerbungsprozess auftreten. Denn gegenüber Digital Natives bringen sie jede Menge Vorteile mit:
- Sie können mit Fachkompetenz UND Berufserfahrung überzeugen.
- Durch das Plus an Berufserfahrung sind sie deutlich gelassener und stressresistenter.
- Sie sind flexibler: In der Regel sind die Kinder bereits aus dem gröbsten raus. Mitarbeiter:innen 50 plus sind bei der Urlaubsplanung nicht mehr an Ferienzeiten gebunden.
- Best Ager haben mehr Routine, sind mit beruflichen Anforderungen vertrauter und können dadurch mit Produktivität und Verantwortungsbewusstsein punkten.
- Sie wissen genau, was sie wollen, haben ein berufliches Ziel vor Augen und sind weniger sprunghaft als Digital Natives.
- Ihnen gelingt der Blick über den Tellerrand. Sie wissen, wie Prozesse vor der Digitalisierung stattgefunden haben, sind mit vielerlei Abläufen und Veränderungen vertraut und verfügen über ein breites Know-how.
- Häufig können Bewerber:innen 50 plus auch durch ausgeprägtere Soft Skills punkten. Diese haben sie ihrer Lebenserfahrung zu verdanken.
Aufbau der Bewerbung
Ziehe nicht deine alten Bewerbungsunterlagen von vor zwei, drei Jahrzehnten aus der Schublade. Auch eine Bewerbung 50 plus muss zeitgemäß sein. Dazu gehört zum einen ein zeitgemäßes Bewerbungsdesign. Wichtig ist aber auch, dass die Bewerbung vollständig, sauber und fehlerfrei ist. Eine Bewerbung sollte Folgendes beinhalten:
- Deckblatt (optional)
- Anschreiben
- Lebenslauf
- Anlagen wie Arbeitszeugnisse
Ein Bewerbungsfoto ist zwar nicht verpflichtend, bei HR-Verantwortlichen dennoch gern gesehen. Das Foto sollte aktuell und von einem oder einer Bewerbungsfotografen/-fotografin aufgenommen sein. Die klassische Bewerbungsmappe, die per Post verschickt wird, ist inzwischen old school. Häufig haben Unternehmen ein eigenes Bewerberportal, über das du deine Unterlagen hochladen kannst. Andere ziehen eine Bewerbung per E-Mail vor. Hier solltest du deine Unterlagen in einem PDF-Dokument bündeln und dieses als Anlage verschicken.
Was ist beim Lebenslauf zu beachten?
Generell sollte ein Lebenslauf übersichtlich und strukturiert aufgebaut sein. Inzwischen hat sich durchgesetzt, dass die aktuellen Stationen an oberster Stelle angeführt werden, so dass diesen die größte Aufmerksamkeit gewidmet wird im Vergleich zu Stationen, die Jahre oder Jahrzehnte zurückliegen.
Nun hast du als Best Ager vermutlich schon einiges beruflich erlebt und fragst dich, ob du all das in deinen Lebenslauf packen sollst. Hier unsere Tipps:
- Beschreibe im Lebenslauf deine letzten beiden Stationen etwas ausführlicher. Alle anderen bisherigen Stellen kannst du einfach nur aufzählen. Wichtig ist, dass dein Lebenslauf lückenlos ist.
- Füge deinen beruflichen Stationen nur die Details hinzu, die für die angestrebte Stelle relevant sind.
- Nenne hier deine Aufgaben und zeige deren Ergebnisse auf.
- Ziehen den Lebenslauf nicht allzu sehr in die Länge. Der Stenokurs von vor 30 Jahren muss nicht ausdrücklich erwähnt werden.
- Trotz aller Berufserfahrung: Zeige klare Kante. Stehe für das ein, was dir an Aufgaben wichtig ist und zeige nicht jede einzelne Aufgabe auf, die du stemmen kannst.
Was ist beim Anschreiben zu beachten?
Im Anschreiben kannst du mit 50 plus punkten. Hier geht es darum, deine Motivation und Stärken zu betonen und souverän aufzuzeigen, was du deinem zukünftigen Arbeitgeber zu bieten hast – ganz gleich, wie viele Jahre bis zur Rente noch vor dir liegen. Was auf jeden Fall im Anschreiben enthalten sein sollte:
- deine individuellen Stärken und bisherigen Erfolge – und wie diese zu den Anforderungen der Stellenanzeige passen
- die Dinge, die junge Bewerber:innen nicht mitbringen, für dich vielleicht aber selbstverständlich sind, z.B. Branchenerfahrung, Projekterfahrung, Kundennetzwerk
- deine Flexibilität in Bezug auf Arbeitsaufgaben und Arbeitszeiten
- deine Weiterbildungsbereitschaft
- ein Hinweis, dass du mit moderner Technik durchaus Erfahrung hast und zurechtkommst
- deine Motivation, in einem jungen dynamischen Team arbeiten zu wollen
Worauf du im Anschreiben verzichten solltest:
- Formulierungen, die dich alt aussehen lassen, z.B. “Seit 30 Jahren habe ich Erfahrung...”
- Rechtfertigungen, weshalb du dich jetzt noch beruflich neu orientieren willst
- Erwähnungen zum Ende deines Berufslebens
Stelle dich darauf ein, dass du im Bewerbungsprozess auch Absagen kassieren wirst. Nimm diese nicht persönlich. Sie gehören bei der Jobsuche dazu. Lass dich davon nicht entmutigen und bleibe selbstbewusst. Du bist für den Arbeitsmarkt noch interessant. Denn du bist Oldie, but Goldie!