Mehr zur indirekten Aufforderung, zu kündigen
In diesem Wissensguide geht es um ein Phänomen, das sich vonseiten des Arbeitgebers zeigt. Wenn eine gewollte Kündigung nicht offen ausgesprochen werden soll, greift das Quiet Firing. Mehr dazu lesen Sie hier.
Was beschreibt Quiet Firing?
Quiet Firing beschreibt einen Trend auf Seiten der Führungskraft, bei dem sie, um ganz offen zu sprechen, Mitarbeitende gezielt provozieren oder schlecht behandeln, damit er oder sie das Handtuch wirft und schließlich selbst die Kündigung einreicht.
Welchen Hintergrund hat Quiet Firing?
Quiet Firing versteht sich als Gegenbewegung zum sogenannten Quiet Quitting, bei dem Mitarbeitende bereits innerlich gekündigt haben und nur noch nach Vorschrift arbeiten. Arbeitgeber reagieren mit Quiet Firing auf diese innere Haltung und sorgen mit dieser Methode dafür, dass bestimmte Mitarbeitende irgendwann das Unternehmen verlassen, von denen sie überzeugt sind, dass man auf sie verzichten kann.
Welche Mechanismen greifen bei Quiet Firing?
Quiet Firing läuft in der Vielzahl der Fälle auf subtilem Wege ab. Es geschieht also kein offensichtliches Mobbing in Form von verbaler Gewalt. Hier greifen eher diese Mechanismen und Methoden:
- Ignorieren des/der Mitarbeitenden
- keine weiteren Entwicklungschancen im Unternehmen
- keine Förderung durch Fortbildungen oder sonstige Wissensaneignungen
- Abstand und Distanz
- fehlende Anerkennung und Wertschätzung
- keine oder sinnlose Aufgaben, die man übernehmen soll
- Auslassen von Informationen
- keine Teilhabe an Kommunikationsprozessen
- Ausschluss von Besprechungen
Was ist das Ziel von Quiet Firing?
Offenkundig zeugt Quiet Firing von keinem guten Verhalten oder ist in irgendeiner Art als fair oder objektiv einzustufen. Ziel hierbei ist, dass Mitarbeitende mit der Zeit mürbe gemacht werden und von sich aus die Kündigung einreichen, von der ohne Quiet Firing nie die Rede gewesen wäre. Wer ständig Ablehnung, Ausgrenzung oder Ignoranz erfährt, der fühlt sich nicht mehr wohl und fehl am Platz. Möchte ein Arbeitgeber also seine:n Mitarbeiter:in kündigen und dabei etwa eine mögliche Abfindungszahlung oder einen Konflikt umgehen, kommt Quiet Firing gewissermaßen wie gerufen.
Doch ganz schutzlos sind Sie als Angestellte:r nicht! Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Führungskraft unlautere Methoden anwendet, sollten Sie zunächst das Gespräch mit anderen Team-Mitgliedern suchen und nachfragen, ob diese ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Im nächsten Schritt sollten Sie Auflistungen über sich selbst anfertigen: Welche Leistung erbringen Sie? Welchen Mehrwert liefern Sie? Nehmen Sie jeglicher Kritik, die sich aus persönlichem Empfinden speist, den Weg aus den Segeln und bereiten Sie alles Nötige für ein Gespräch auf, das notfalls mit dem Betriebsrat oder der Personalabteilung stattfindet. Wenn Sie jedoch für sich entschieden haben, dass das Verhalten Ihrer Führungskraft für Sie nicht mehr tragbar ist, dann ist der Schritt der Kündigung unter Umständen tatsächlich der bessere.
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