Mannheim, 07.06.2017 – Die Niederländer haben ein Recht darauf, 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland wünschen es sich, aber nur rund 12 Prozent bietet sich die Gelegenheit: Von Home-Office ist die Rede. Was den Anteil der Arbeitnehmer in Heimarbeit anbelangt, liegt Deutschland unter dem EU-Durchschnitt und bildet das Schlusslicht bei den wirtschaftlich starken Ländern. Der Wunsch nach zeitlich autonomem, flexiblem Arbeiten wird demnach von vielen Arbeitgebern nicht oder nur unzureichend erfüllt, das ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Bei kursfinder.de hat man das Bedürfnis der Mitarbeiter nach Autonomie und Flexibilität erkannt. "Wir glauben, mit einem Home-Office-Kontingent eine Basis für eine gesunde Balance gefunden zu haben”, erläutert Geschäftsführerin Berit Moßbrugger. Zwei Tage im Monat dürfen die Mitarbeiter der in Mannheim ansässigen Weiterbildungssuchmaschine ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen. Angst vor Kontrollverlust hat die Chefin nicht. Selbstmanagement ist das Stichwort – zumal die reine Anwesenheit eines Mitarbeiters im Büro nicht automatisch mit Leistung gleichzusetzen ist.
Dass Home-Office funktionieren kann, weiß Berit Moßbrugger aus eigener Erfahrung. Bevor sie die kursfinder GmbH aus der Taufe hob, arbeitete sie für ein Unternehmen, in dem aus Gründen der Wirtschaftlichkeit lokale Büros abgeschafft wurden. Eine Regelung, die viel Flexibilität bot. “Es gab durch klare Zielvereinbarungen sehr viel zu tun und sehr viel Arbeit. In Summe hat jeder von uns deutlich mehr gearbeitet als offizielle 40 Stunden – allerdings war man in der Einteilung flexibel: Am Dienstag um 16 Uhr zum Friseur? Kein Problem. Am Donnerstagmorgen zum Arzt? Machbar. Sachen von der Reinigung abholen? Easy”, nennt die Geschäftsführerin von kursfinder.de einige Vorteile der Flexibiliät. Sie kennt jedoch auch die Nachteile: Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen zunehmend. Zudem sieht sie bei ausschließlicher Arbeit im Home-Office die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen in Gefahr.
“Für das Wir-Gefühl ist man auf die Anwesenheit aller angewiesen”
Als Berit Moßbrugger die kursfinder GmbH gründete, ist Home-Office für die Mitarbeiter noch nicht drin gewesen. Das Team war dazu zu klein. “In kleinen Teams ist man für den Spirit und das Wir-Gefühl auf die Anwesenheit aller angewiesen”, erinnert sie sich an Zeiten, in denen sie noch zu viert waren. “Wenn eine Person etwa wegen Krankheit gefehlt hat, hatte das sofort eine 25%ige Auswirkung auf die Team-Stimmung”, so die junge Unternehmerin. Wenn zu Kundenterminen, Dienstreisen und Krankheit noch Home-Office dazu gekommen wäre, hätte das die Team-Dynamik praktisch lahmgelegt. Einer der Gründe, weshalb bei kursfinder.de Home-Office bis vor Kurzem als Ausnahmeregelung für Sonderfälle gehandhabt wurde.
Mit dem Zwei-Tages-Kontingent pro Monat kommen die Mitarbeiter gut zurecht. Sie wissen die Vorteile der Heimarbeit, aber auch die der Zeit im Büro zu schätzen. Nach ein, zwei Tagen zu Hause fehle ihr das Team, meint etwa Account Managerin Sarah Zoglauer, die den fachlichen Austausch mit den Kollegen gleichermaßen schätzt wie den privaten. Auch weiß sie, dass es im Home-Office oft schwer fällt, ein Ende zu finden. “Da kein räumlicher Wechsel stattfindet, bleibt man manchmal länger sitzen à la: Das mach ich noch eben, ach, die Kleinigkeit schau ich noch nach – und plötzlich ist es 20 Uhr.” Auf der anderen Seite bieten ihr die Tage in Heimarbeit eine Zeitersparnis von bis zu zwei Stunden, die sie sonst fürs Pendeln zum und vom Büro opfert. “Und daheim kann man nicht vom Team abgelenkt werden und sich teilweise besser auf ein Thema konzentrieren, manchmal sogar effektiver arbeiten”, gesteht die Vertrieblerin.
Selbstmanagement ist bei Heimarbeit das A und O – das weiß das Team von kursfinder.de. Die Disziplin, morgens pünktlich aus dem Bett zu steigen. Die Kunst, das Geschirr in der Küche stehen zu lassen. Die Selbstbeherrschung, nicht ans Telefon zu gehen, wenn die beste Freundin anruft. Die Fähigkeit, seinem normalen Arbeitsalltag in den eigenen vier Wänden nachzugehen und sich nicht ablenken zu lassen. Schließlich gibt es viel zu tun. Die Arbeit wartet: Im Büro gleichermaßen wie am Schreibtisch zu Hause.
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