[Facebook:like]Der demographische Wandel als Chance für mehr Weiterbildung
Die demographische Entwicklung lässt die deutsche Bevölkerung immer älter werden, aber auch länger gesünder und aktiv bleiben. Die Geburtenraten sinken und die Zuwanderungszahlen werden nicht immer so hoch sein wie heute. Dies stellt Länder und Unternehmen vor neue Herausforderungen.
Von Peer Knoops
Zum Thema "demographischer Wandel" gab es in den vergangenen Jahren viel zu lesen. Immer wieder zeigten Grafiken über den Altersaufbau in Jahren, dass über 50 Prozent der deutschen Bevölkerung im Jahr 2025 älter sein wird als 50 Jahre. Das Wissenschaftsjahr 2013 widmet sich dem Thema und wirbt mit dem Slogan: "Wir leben länger. Wir werden weniger. Wir werden vielfältiger." Die alternde Erwerbsbevölkerung stellt die Gesellschaft vor neue Aufgaben, aber auch die neuen Aufgaben, die mit einer rasanten technologischen Entwicklung einhergehen, stellen neue Ansprüche an die Erwerbstätigen. Arbeit muss altersgerechter und der Arbeitnehmer muss weitergebildet werden.
Laut einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vom 26. März 2013 befindet sich in Deutschland die Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen auf einem Rekordniveau. Jeder zweite Bürger im erwerbsfähigen Alter habe 2012 eine Weiterbildung gemacht.
Die Zeiten, als Weiterbildung als Kostenverursacher gesehen wurde, sind vorbei
Dass der demographische Wandel auch Gestaltungsmöglichkeiten und Perspektiven bietet, haben deutsche Unternehmen unlängst erkannt. Gregor Berghausen, Geschäftsführer der Aus- und Weiterbildungsabteilung der IHK-Köln, stellt fest, "dass die Bereitschaft der Unternehmen, für Weiterbildungsmaßnahmen zu bezahlen, vorhanden ist. Die Förderung der Unternehmen in der Zielgruppe der über 50-Jährigen wird sich dahingehend verändern, dass diese Generationen ebenso weitergefördert werden wird wie jüngere Beschäftigte." Dies bestätigen die Zahlen einer Erhebung von TNS Infratest Sozialforschung im Auftrag des BMBF, aus der hervorgeht, dass sich der Weiterbildungsanteil in der Gruppe der 60- bis 64-Jährigen innerhalb von 5 Jahren von 18 Prozent im Jahr 2007, auf 32 Prozent im Jahr 2012 fast verdoppelt hat.
Es geht in erster Linie um die Sicherung der Innovationsfähigkeit von Unternehmen und des Fachkräftebedarfs. Mit Qualifizierung und Weiterbildung als einen wesentlichen Punkt wird nicht nur die Bereitschaft und Fähigkeit der Menschen, sich auf neue Herausforderungen einzulassen, sondern auch ganz wesentlich die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen und ihrer Arbeitsplätze entscheiden. Die Flexibilisierung der Arbeitsverhältnisse (Befristungen, Teilzeitjobs mit Zusatzverdienst etc.) führt schon heute zu erhöhtem individuellem Weiterbildungsbedarf, der arbeitgeberunabhängig realisiert werden muss.
Weiterbildung als Investition, die sich langfristig auszahlt
Für Siemens ist Weiterbildung nicht nur Teil der Unternehmensgeschichte, sondern eine nachhaltige Investition in die Zukunft. Angefangen bei Ausbildungsprogrammen, legt das Unternehmen gleichermaßen Wert auf ein breites Spektrum an Weiterbildungsmöglichkeiten: von technischer und fachlicher Weiterbildung über interkulturelle Trainings bis hin zu freiem Sprechen. Ob Berufseinsteiger, Fachkraft oder Manager - es ist für jeden was dabei. Ziel der vielfältigen Weiterbildungsangebote sei es auch Mitarbeiter zu binden.
Zuwanderung ausländischer Fachkräfte reicht nicht
Die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich, Spanien und anderen südeuropäischen Ländern führt zu einem enormen Zuwanderungssaldo in Deutschland. Ein Phänomen, das die Politik auf Grund des Fachkräftemangels in Deutschland begrüßt. "Die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte ist nicht in der Lage, was in Deutschland an demographischen Verlusten herrscht, annähernd auszugleichen", warnt allerdings Gregor Berghausen, Geschäftsführer der Aus- und Weiterbildungsabteilung der IHK-Köln. "Es gibt überhaupt keine Alternative dazu, die Menschen, die derzeit in den Unternehmen arbeiten, bestmöglich zu fördern und weiterzubilden", betont Berghausen weiter.
Die Beteiligten am Demografiegipfel der Bundesregierung sind sich darüber einig, dass die zu erwartenden Effekte der demographischen Entwicklung, der Fachkräftesituation und der sich stetig wandelnden Anforderungen im Beschäftigungssystem mit intensivem Engagement hinsichtlich Förderung des Erwachsenenlernens und Weiterbildung größtenteils auffangen lassen.
Das langfristige Ziel der Bundesregierung ist es, die Weiterbildungsbeteiligung insgesamt und zielgruppenspezifisch nicht nur quantitativ zu erhöhen, sondern auch die vorhandenen Formen des beruflichen Weiterlernens qualitativ aufzuwerten und so Potenziale für qualifizierte Facharbeit zu erschließen. Wie die Bundesregierung mit ihrer Demographiestrategie versucht, einer unaufhaltsamen Entwicklung entgegen zu wirken und mit Bildungsprämien wirbt, ist es Aufgabe der Unternehmen, das Potenzial von Weiterbildungsmaßnahmen zu erkennen, darin zu investieren und lebenslanges Lernen zu fördern.