Beschreibung
Die ingenieurwissenschaftliche Ausbildung legt klassischerweise den Fokus der Produktentwicklung in die Lösungsfindung. Für die Platzierung von neuartigen und erfolgreichen Produkten am Markt ist jedoch die differenzierte Erfassung des Problemraums unerlässlich. Alle ungeklärten Fragen aus dem Problemraum stellen ein Entwicklungsrisiko dar, wenn sie unbearbeitet in den Lösungsraum hineingetragen werden. Auf Basis der Analyse und Spezifikation der Kundenanforderungen im Problemraum lassen sich nicht nur alle relevanten Systemanforderungen ableiten, sondern auch gezielt Verifizierungs- und Validierungsmaßnahmen definieren.
Ein erfolgreiches Requirements Engineering bewirkt, dass
- Produkte entstehen, die das beinhalten, was die Kunden, insbesondere die Nutzer brauchen,
- die Kommunikation zwischen Marketing/Vertrieb und Entwicklung durch gegenseitiges Prozesswissen verbessert wird,
- die Entwicklung beginnend bei den Kundenanforderungen, über die Systemanforderungen bis hin zur Design Verifizierung und Validierung lückenlos und nachvollziehbar dokumentiert wird.
In diesem Seminar trainieren Sie Techniken und Methoden um den Problemraum zu spezifizieren und zu verstehen, so dass Sie für den Kunden wichtige Anforderungen identifizieren können (Anforderungsanalyse). Sie erlernen den Umgang mit unterschiedlichen Anforderungsarten im Projekt, damit sie diese im interdisziplinären Produktentwicklungsprozess umsetzen und als Bewertungskriterien verwenden können (Anforderungsmanagement).
Hinweis
Das Seminar ist das 1. Modul des Zertifikatlehrgangs "Gesamtheitliche Produktentwicklung (TAE)", www.tae.de/60176
Das Seminar eignet sich für alle in Konstruktion und Produktentwicklung involvierte Personen, begonnen bei den kundennahen Rollen, die für das Lastenheft zuständig sind, bis hin zu systemnahen Rollen, die für das Pflichtenheft zuständig sind.
Konstruktions- und Entwicklungsleiter, Geschäftsführer, Produktmanager, Projektleiter, Gruppen-/Team- und Abteilungsleiter in der Konstruktion und Entwicklung, Konstrukteure und Entwickler
Montag, 10. und Dienstag, 11. Februar 2025
9.00 bis 12.15 und 13.15 bis 16.30 Uhr
1. Einführung in das nutzerzentrierte Requirements Engineering
- Was ist Requirements Engineering?
- Vorteile und Erfolgsfaktoren des Requirements Engineering
- Anforderungen als Restriktionen aber auch als „Innovationsfenster“ verstehen
- Herausforderungen und Chancen des Requirement Engineerings: interdisziplinäres Abstimmen und Harmonisieren von Anforderungen, Handhabung von veränderten Anforderungen im Entwicklungsprozess
2. Requirements Engineering in der Produktentwicklung
- Aufgaben des Anforderungsmanagements
- Anforderungsquellen und Interessensvertreter im Requirements Engineering
- Anforderungsbestimmung in der „klassischen“ Produktentwicklung
- nutzerorientierte Anforderungsbestimmung in der „agilen“ Produktentwicklung
- Anforderungen und Lösungen unterscheiden
- Anforderungen und Forderungen/Benutzerwünsche unterscheiden
- Kundenanforderungen und Systemanforderungen unterscheiden
- Nutzungsanforderungen als eigene Anforderungskategorie innerhalb der Kundenanforderungen
3. Anforderungsanalyse im „Problemraum“
- Komponenten und Parameter des Problemraums
- Übersicht und Zusammenhang empirischer und analytischer Methoden und Werkzeuge
- Methoden zur Förderung des Problemverständnisses (z.B. Identifikation Systemgrenze, Interview for Empathy, 5W Fragen, Storytelling, Jobs-to-be-done, Critical to Quality, Contextual Inquiry)
- Methoden zur Spezifikation des Problemraums (z.B. demografische, geografische und psychografische Nutzermodellierung, Customer Journey Mapping, Nutzungsszenarien, Erfordernisse, Stakeholdermapping)
4. Interdisziplinäres Anforderungsmanagement im Requirements Engineering
- Anatomie einer Anforderung
- Kundenanforderungen konsolidieren und priorisieren (z.B. Kundenbedeutung mittels KANO-Analyse, Aufwandsabschätzung)
- Qualitätsmerkmale und -prüfungen von Anforderungen (z.B. Lösungsneutralität, Testbarkeit, Verständlichkeit)
- Möglichkeiten der Anforderungsdokumentation (z.B. Anforderungslisten, Lasten- und Pflichtenheft, Spezifikationsheft)
- Möglichkeiten der Anforderungskategorisierung (z.B. Fest-, Wunsch bzw. Bereichsanforderungen, physikalisch-technische Anforderungen, Mensch-Produkt Anforderungen, …)
5. Überprüfung der Erfüllung von Anforderungen
- Anforderungen als Kriterien in der Konzeptbewertung einsetzen (z.B. Punktbewertungen, ungewichtete und gewichtete Bewertungsmethoden)
- Verifizierung und Validierung von Anforderungen
- Übersicht und Zusammenhang analytischer und empirischer Methoden und Werkzeuge
- formative und summative Evaluation von Prototypen
- empirische Methoden (z.B. Usability Testing, Technische Versuche)
- analytische Methoden (z.B. Inspektion, Cognitive Walkthrough, Heuristische Analyse)
6. Requirements Engineering – Workshops planen und durchführen
- Teilnehmerauswahl
- Raum und Materialauswahl
- Agenda
- Moderation
- Nachbearbeitung
- Checkliste
Kommende Starttermine
Videopräsentation
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TAE – Berufliche Fort- und Weiterbildung
Die Technische Akademie Esslingen (TAE) gehört seit mehr als 65 Jahren zu den bedeutendsten Anbietern für berufsvorbereitende und berufliche Qualifizierungen Deutschlands. Die TAE deckt mit jährlich rund 1.000 Veranstaltungen in 17 verschiedenen Themenbereichen nahezu jedes Feld ab, zu dem man sich...
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